Deutscher Fernsehpreis für "Mogadischu"
KÖLN - Die Gewinner des Deutschen Fernsehpreises heißen Josef Hader, Thomas Gottschalk und Doris Heinze, der Verlierer ist Hape Kerkeling. Alfred Biolek nahm den Ehrenpreis an - anders als ein Jahr zuvor Marcel Reich-Ranicki.
Der Film «Mogadischu» ist am Samstagabend in Köln als bester Fernsehfilm mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet worden. Dabei hatte das ZDF bei der Verleihung die Nase weit vorn: Insgesamt wanderten zehn Preise an das Zweite, acht an die ARD, drei an Sat.1, zwei an RTL, einer an 3sat.
Der ARD-Film über die Entführung der Lufthansa-Maschine «Landshut» im Jahr 1977 machte das Rennen vor den ebenfalls nominierten Filmen «Ein halbes Leben» (ZDF/ORF) und «Ihr könnt Euch niemals sicher sein». Zu den Verlierern des Abends zählte unter anderem Spaßmacher Hape Kerkeling, der mit seiner Paraderolle Horst Schlämmer nicht Preis für die beste Unterhaltung erhielt. Er musste Thomas Gottschalk mit einer «Wetten, das...?»-Ausgabe den Vortritt lassen. Josef Hader, der in «Ein halbes Leben» einen Mörder spielte, der 20 Jahre nach seiner Tat verhaftet wird, erhielt den Preis für den besten Schauspieler. Senta Berger, die neben einem deutschen auch einen österreichischen Pass besitzt, erhielt den Fernsehpreis als beste Schauspielerin für ihre Rolle in dem Film «Schlaflos». Der Ehrenpreis der Stifter ging an den Moderator und Produzent Alfred Biolek. Die Laudatorin Alice Schwarzer sagte, Biolek habe sich mit seinen Sendungen «Bios Bahnhof» und «Boulevard Bio» erlaubt, die in Deutschland übliche Trennung zwischen ernster Kultur und Unterhaltung zu durchbrechen.
Ehrenpreis für Alfred Biolek
Alfred Biolek, der den Ehrenpreis für Lebenswerk im Gegensatz zu Marcel Reich-Ranicki im Vorjahr annahm, sagte: «Verehrter Marcel Reich-Ranicki, ich bitte um Verständnis, ich nehme den Preis an.» Der 89-jährige Reich-Ranicki hatte vor einem Jahr die Ehrung ausgeschlagen und in einer Wutrede auf die Veranstaltung und das Fernsehen geschimpft.
«Es gibt vieles, was mir im Fernsehen nicht gefällt», fuhr Biolek fort. «Aber ich stehe zu diesem Medium.» Als er vor 46 Jahren mit seiner Sendung «Tipps für Autofahrer» angefangen habe, hätte er nie gedacht, einmal solch einen Preis in den Händen zu halten. «Emma»-Herausgeberin Alice Schwarzer hatte Biolek zuvor in ihrer Laudatio als eine «Mischung aus Seriosität und Ausgeflipptheit» bezeichnet.
Regie, Buch, Mehrteiler, Serie, Comedy, Info
Den Preis für die beste Regie erhielt der Regisseur von «Ein halbes Leben», Nikolaus Leytner. Der Preis für das beste Buch ging an Silke Zertz für die Filme «Wir sind das Volk» (Sat.1) und «Woche für Woche» (ARD/WDR). Den in diesem Jahr neu eingeführten Preis für den besten Mehrteiler erhielt «Wir sind das Volk». Nominiert waren außerdem «Die Patin» (RTL) und «Die Wölfe» (ZDF). Als beste Serie wurde «Der Lehrer» (RTL) ausgezeichnet. Als beste Comedy wurde die Sendung «TV Helden» (RTL) mit Jan Böhmermann, Caroline Korneli und Pierre M. Krause ausgezeichnet. Der Preis für die beste Informationssendung ging an das «ZDF-Wahlforum» mit Bettina Schausten und Christian Sievers. Ebenfalls nominiert waren in dieser Kategorie die «ARD-Wahlarena» mit Andres Cichowicz und Jörg Schönenborn sowie die Sendungen «RTL-Wahlbus & Wahlstraße» mit Peter Kloeppel und Ilka Essmüller.
Dokumentation, Reportage, Sport, Nebendarsteller, Förderpreise
Als beste Dokumentation wurde «Freundschaft! Die Freie deutsche Jugend» (ARD) von Lutz Hachmeister und Matthias von der Heide ausgezeichnet. Der Preis für die beste Reportage ging an Claus Kleber und Angela Andersen für «Die Bombe» (ZDF). Als beste Sportsendung wurde die Berichterstattung des ZDF über die Leichathletik-Weltmeisterschaft in Berlin ausgezeichnet. Den Preis als bester Nebendarsteller erhielt Florian Bartholomäi für seine Darstellung eines Zwillingspaars in dem Film «Schattenkind» in der Reihe «Bloch» (ARD). Als beste Nebendarstellerin wurde Franziska Walser für ihre Darstellung der Mutter eines ermordeten Mädchens in «Ein halbes Leben» ausgezeichnet. Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Förderpreise gingen an die Dokumentarfilmerin Eva Stotz für den Film «Sollbruchstelle» und and die sechs Darsteller der Jugendbande in dem ZDF-Mehrteiler «Die Wölfe».
Preis für Doris Heinze
Auch die gekündigte NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze, die dem Sender selbst verfasste Drehbücher unter falschem Namen verkauft hatte, kam indirekt zu Ehren. Der von Heinze unter dem Pseudonym Marie Funder geschriebene Film «Die Freundin der Tochter» (ARD) heimste den Preis für die beste Musik ein.
Insgesamt wurden beim 11. Deutschen Fernsehpreis in Köln Preise in 19 Kategorien vergeben. Der Deutsche Fernsehpreis wird seit 1999 als Branchenpreis von den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern ARD, RTL, Sat.1, RTL und ZDF gemeinsam vergeben. Mit dem Ehrenpreis der Stifter werden Persönlichkeiten geehrt, die durch ihr Schaffen die deutsche Fernsehlandschaft geprägt haben. (epd/dpa)