Der Unterschätzte

Ringo Starr spielt am Mittwoch im Circus Krone mit seiner All Star Band – die Beatles hingegen gibt es als musikalische Kopie im Deutschen Theater
von  Christan Jooß

Den Fab Four wohnt ein Zauber inne. Bis heute. Auch wenn die Hälfte der Band mittlerweile den Himmel rockt, kann man das Beatles-Gefühl bei „All You Need Is Love” erleben, einer Musical-Show quer durch die Karriere der Band, die vom 21. bis 24. Juli im Deutschen Theater gastiert. Im Event-Zelt des Theaters richtet das Rockmuseum München zeitgleich eine Beatles-Ausstellung ein. An diesem Mittwoch kommt hingegen das Original in den Circus Krone. Ringo mit seiner All Star Band. Für die AZ die Gelegenheit, mit Ringo-Musical-Darsteller Carmine Francis Grippo über das Wesen des großnasigen Beatle zu sprechen.

AZ: Mr. Grippo, was ist Ihrer Meinung nach der mieseste Song, den die Beatles geschrieben haben?
CARMINE FRANCIS GRIPPO: Da muss ich mal darüber nachdenken, was mir momentan am meisten auf die Nerven geht. Wahrscheinlich ist das „I Want To Hold Your Hand”. Wenn ich das nochmal hören muss... Obwohl, eigentlich glaube ich nicht, dass es einen schlechten Song gibt.

Na gut. Lieblingslied?
Das ist „Let It Be”.

Sie sind in New Haven aufgewachsen.
Ich wuchs zehn Minuten von der Yale University auf.

Schon mal Ringo getroffen?
Nein, aber ich habe Pete Best, den ursprünglichen Schlagzeuger, getroffen. Er unterstützt unsere Show. Und ich traf Lennons Ex-Frau Cynthia Lennon und viele Hamburg-Leute, wie Tony Sheridan, der mit den Beatles gespielt hat.

Hat Pete Best über die Zeit gesprochen, als er bei den Beatles rausflog?
Ich will jetzt nicht zu viel sagen, aber in seiner Version, war das mehr eine Neid-Sache. Passiert ja manchmal in Bands. Einer bekommt die Aufmerksamkeit und die anderen rotten sich gegen ihn zusammen. Wenn die Beatles zu der Zeit schon bekannt gewesen wären, wäre das wohl nie passiert.

Würden Sie persönlich sagen, es war gerechtfertigt, Ringo reinzubringen?
Da gibt es zwei Seiten der Geschichte. Die Beatles sagten, Best war nicht gut genug, und George Martin mochte seine Art zu spielen nicht. Das war wohl eine Kombination von beidem.

Was muss ein Drummer technisch draufhaben, um den Ringo-Sound zu schaffen?
Es ist einfach Pop-Musik. Du musst einen guten, soliden Beat und das Gefühl dafür haben. Wie beim Tanzen, wenn Menschen aufstehen und der Musik gut folgen können.

Ringo hat eine spezielle Art, seine Sticks zu halten.
Das nennt sich Match-Grip. Ich habe das als Kind gelernt. Ringo war Linkshänder. Weil er eigentlich rechtshändig Schlagzeug spielte, konnte er viele kreative Tricks machen.

Was war der schwerste Ringo-Drumpart für Sie?
Die liegen in den späteren Jahren. Wie auf „Abbey Road” oder „Sgt. Pepper”, als sie sehr technisch wurden. Bei wenigen Aufnahmen spielt McCartney Schlagzeug. Da gefiel Paul nicht, was Ringo machte, und er nahm das Schlagzeug neu auf. Darauf gab es einen großen Streit, und Ringo verließ auch mal kurz die Band.
Das war während der Aufnahmen für das „White Album”.

Fühlte sich Ringo in dieser Band wohl?
Er fühlte, dass er Glück hatte. Er stieß dazu und die Band ging ab. Er spielte vorher in einer Bar-Band und sechs Monate später hatten sie das große Los gezogen.

Ringo hatte eine schwierige Kindheit. Wie hat die ihn beeinflusst?
Wenn Du mit Geld geboren wirst, ist es schwer zu verstehen, wie es ist, wenn du für einen Job bezahlt wirst. Ringo versteht das. Und viele Leute, die so aufgewachsen sind, kümmern sich leise um andere, ohne damit an die Medien zu gehen.

Ringo hatte die Rolle des Clowns bei den Beatles. Liegt die Ursache dafür auch in seiner Kindheit?
Wenn es um Leute im komischen Fach geht, kommen ja viele aus einen schweren Leben. Das ist eine andere Art der Therapie. Du verdeckst damit den Schmerz, mit dem du aufgewachsen bist.

Haben Lennon und McCartney Ringos Songwriter-Talent vielleicht einfach unterschätzt?
Ja. Das gibt es ja auch bei Bands wie Kiss. Andere Bandmitglieder wie der Drummer schreiben Songs und die anderen halten dich aus Egogründen klein. Es ist ja auch eine Geldfrage. Je mehr du schreibst, desto mehr Geld verdienst du.

Was ist denn Ihre Lieblings-Beatles-Phase ?
Immer noch die Black-Suite-Ed-Sullivan-Jahre. Da waren sie mehr Rock’n’Roll und hatten mehr Charakter. Später wurden sie ernster, blieben einfach im Studio.


Das Konzert von Ringo Starr im Circus Krone (13. Juli) ist ausverkauft, für das Beatles-Musical (21. bis 24. Juli) gibt es Karten von 24 bis 54 Euro unter Tel. 55 23 44 44

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.