Der Tod macht Jesus Angst
"Gott, lass’ sie mich schnell töten!": Hussam Nimr spielte das Solo "Die Nacht der Ölbäume" im TamS-Theater, mit tastenden Schritten und leisen Tönen.
Schade – diese Premiere kam zwei Wochen zu spät heraus. Ein Stück über Jesus in den Stunden vor seiner Festnahme gehört natürlich in die Karwoche.Was jedoch dieWirkung der Aufführung im TamS-Theater nicht minderte: Hussam Nimr spielte den Monolog „Die Nacht der Ölbäume“ von Eric-Emmanuel Schmitt mit bezwingender leiser Eindringlichkeit.
Hussam Nimr gehört seit 2004 zum Ensemble der Schauburg. Ab Herbst wird der 40-jährige Schauspieler freiberuflich sein. Mit diesem Solo, das er mit der Dramaturgin Petra Diener als Hu.Pe- Theaterproduktion erarbeitet hat, legt er den Grundstein eines eigenen Repertoires. Der französische Erfolgsautor Eric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“) lässt den auf seine Verhaftung wartenden Jesus sein Leben rekapitulieren. Dieser Jeschua auf dem nächtlichen Ölberg ist ein Mensch voller Zweifel und Ängste, keineswegs überzeugt, dass er Gottes Sohn ist.
Auf der völlig leeren Bühne kauert Hussam Nimr in fahlem Licht auf dem Boden. „Oh Gott, lass’ sie mich schnell töten!“, bittet er. Er erinnert sich seiner Kindheit: Ein schüchterner Junge, der jedoch für jeden guten Rat hatte. Eine Erleuchtung in der Wüste ließ ihn erkennen, dass das, „was man Gott nannte“, die Liebe war. In ihrem Namen wirkte er Wunder. Aber es waren die anderen, vor allem Johannes der Täufer, die ihn zum Messias erkoren. Und nun nimmt er sein Schicksal auf sich. Mit sparsamen Mitteln, tastenden Schritten und leisen Tönen verleiht Nimr ganz ohne Pathos den Zweifeln, der Furcht und der Verzweiflung starken, spannenden Ausdruck.
Gabriella Lorenz