Der „sensible Berserker“ aus Wien ist tot
Alfred Hrdlicka prägte Österreichs Bildhauerei – nun starb er im Alter von 81 Jahren
Er war so radikal politisch wie politisch radikal – und wurde zu einem der streitbarsten Bildhauer überhaupt: Alfred Hrdlicka, der über Jahrzehnte das Bild der Kunst aus Österreich mitprägte, der Krieg, Unterdrückung, Rebellion sowie Faschismus thematisierte und heftige Debatten provozierte. Am Samstag starb der Sohn eines kommunistischen Gewerkschaftsfunktionärs im Alter von 81 Jahren in Wien.
Hrdlicka nannte sich einen „Proletarier der Kunst“, einen „Steinzeitmenschen“, und er unterschrieb seine Briefe mit „Ultrastalinist“. Gerne ließ er sich auch als „sensibler Berserker“ titulieren und kommentierte das so: „Wenn man sich ansieht, was ich alles gemacht habe – ich war ein Arbeitsfanatiker, habe oft acht, zehn Stunden am Stück Stein behauen. Das war schon berserkerhaft.“
"Pate der Linkspartei"
Sein internationaler Durchbruch kam 1964, als er sein Heimatland auf der Kunstbiennale in Venedig vertrat, er erhielt daraufhin Professuren in Stuttgart, Hamburg und Berlin. 1967 sorgte sein „Renner-Denkmal“ in Wien für Proteste, 1970 der „Plötzenseer Totentanz“ in West-Berlin, 1984 das „Gegendenkmal“ in Hamburg. Sein konkreter Realismus zog sich nie ins Abstrakte zurück. Erst letztes Jahr ließ Kardinal Christoph Schönborn Hrdlickas Version des „Letzten Abendmahl“ im Wiener Dommuseum abhängen.
Immer wieder schaltete sich Hrdlicka in aktuelle politische Debatten ein. Und er sah sich dabei selbst als „Paten der Linkspartei“ in Deutschland, da er einst die Zusammenarbeit von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine eingefädelt habe. Sein nahes Ende hatte er offenbar gespürt und beim 80. Geburtstag erklärt, sein Körper sei „in einem bedenklichen Zustand“.
gr.