Der Papst im Bierhimmel
Dean Welterlen spielt die Hauptrolle im Musical "In Nomine Patris", mit dem das Deutsche Theater am 14. Oktober seine Ausweich-Spielstätte in Fröttmaning eröffnet.
Während München sich auf der Theresienwiese berauscht, herrscht im Thealterzelt in Fröttmaning Anspannung: Das Deutsche Theater, das hier für drei Jahre seine Zelte aufgeschlagen hat, rüstet sich für die Uraufführung des Papst-Musicals „In Nomine Patris“, mit dem am 14. Oktober die neue Spielstätte im Schatten der Allianz Arena eingeweiht wird.
Die Hauptrolle als Papst Anastasius übernimmt der kalifornische Schauspieler, Sänger und Regisseur Dean Welterlen. Wir haben ihn – trotz Probenstress – auf eine Maß ins Augustiner Festzelt auf der Wiesn entführt.
AZ: Herr Welterlen, ist das Ihr erster Wiesnbesuch?
DEAN WELTERLEN: Ja, und es ist der Wahnsinn hier. Natürlich habe ich schon vom Oktoberfest gehört, als ich noch als Kind in Kalifornien lebte. Und meine ältere Schwester hat mir von ihrem Deutschlandaufenthalt einen Maßkrug aus dem Hofbräuhaus mitgebracht. Ich bin dann später sehr häufig in München gewesen, nur nie zu Zeiten des Oktoberfestes. Aber ich kenne natürlich die Biergärten, die bayerische Gemütlichkeit. Das ist manchmal so klischeehaft schön, dass es schon fast irreal wirkt.
Sind Sie eigentlich bibelfest?
Gelesen habe ich sie, schon allein, weil ich „Jesus Christ Superstar“ inszeniert habe. Aber zitatsicher bin ich nicht.
Und religiös?
Ich gehöre keiner organisierten Religion an. Ich bin eher ein gläubiger Atheist.
Deshalb haben Sie auch keine Schwierigkeiten, einen Papst zu spielen, der eine Tochter hat?
Um Gottes Willen, ich habe mir das Buch sehr genau durchgelesen. Wenn es in diesem Musical um Provokation ginge, hätte ich die Rolle abgelehnt. Aber ich habe mich lange mit unserem Regisseur unterhalten, und der hat meine Zweifel zerstreut. Wir stellen ein menschliches Schicksal in den Mittelpunkt. Wir wollen auf gar keinen Fall die Gefühle anderer Menschen verletzen.
Auf Ihnen lastet eine besondere Verantwortung.
Natürlich, ich bin der erste US-Papst, die amerikanischen Katholiken schauen nun alle auf mich.
Und Sie eröffnen mit „In Nomine Patris“ die neue Spielstätte des Deutschen Theaters.
Das ist sehr spannend. Wir proben seit zwei Wochen, jeden Tag geht es einen Riesenschritt voran. Mit dem Stück und mit dem Theater. Heute kamen die Teppiche, man blickt von der Bühne auf immer mehr Stühle. Ich glaube, dass das eine wahnsinnig tolle Spielstätte wird. Wir beten, dass alles zur Premiere fertig wird.
Schauspieler sind abergläubisch – besonders vor wichtigen Premieren.
Wir haben alle unsere Macken. Ich habe ein bestimmtes Aufwärmritual, das ich absolviere, bevor ich die Bühne betrete. Das ist aber auch schon alles.
Ist das Oktoberfest für Sie eher Bierhimmel oder Bierhölle?
Bier ist ein heiliges Getränk, also kann das hier nur der Himmel sein. Und als Theatermensch muss ich noch hinzufügen: Es ist eine riesige, surreale Bühne.
Und ein Sündenpfuhl. Finden Sie Dirndl eigentlich erotisch?
Natürlich ist ein Dirndl erotisch, das sage ich jetzt als Mann.
Und als Papst?
Auch Päpste haben Gefühle, ich glaube, Päpste schauen gerne hin.
Volker Isfort