Der Panther jagt Elise

Er ist ein Meister des Klavier-Entertainments: Hans Liberg. Einmalig als Musikclown wie als André-Rieu-Parodist, unvergleichlich in seinen Sprüngen von E- zu U-Musik, seinen Wegen von Mozart zu den Beatles.
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Er ist ein Meister des Klavier-Entertainments: Hans Liberg. Einmalig als Musikclown wie als André-Rieu-Parodist, unvergleichlich in seinen Sprüngen von E- zu U-Musik, seinen Wegen von Mozart zu den Beatles.

Doch bevor der 53-jährige Holländer sich mit eben dieser Kunst in seiner Show „Symphonie Libergique“ am 5. April in der Philharmonie mit Unterstützung der Münchner Symphoniker an den klassischen Heiligtümern vergreift und die eigenen Höhepunkte aus 15 Jahren Tasten-Kabarett neu aufmischt, gibt’s noch eine Stunde Unterricht für den Kritiker, einen begeisterten Hobby-Pianisten.

„Auswendig spielen kannst du doch schon, oder?“ Leider nie wirklich gelernt. Aber die ersten Takte von „Für Elise“ müssten noch irgendwo im Verborgenen schlummern: Di-da-di-da-di-da-di-da-daa... „Genau. Es geht aber auch so“ – hinter seiner Nickelbrille blitzt der Schalk auf – „und das ist noch besser: Di-da-di-da-di-da-di-da-daa... Ba-bam-ba-bam...ba-bam...“ Nur mühsam kann ich mir ein Grinsen verkneifen, als Mancinis rosaroter Panther Beethoven in die Parade fährt.

„Wenn man das einmal kann, hat man die Leute sofort am Lachen“, sagt Hans Liberg. Gar nicht so einfach ist indes die Sache mit den angesprungenen Akkorden: Ein sensibler Anschlag lässt den Panther nämlich nur lahmen. „Gefühl gibt’s hier nicht“, korrigiert denn auch der Meister. „Einfach die Finger fallen lassen – so wie die Putzfrau die Tasten sauber macht.“ Hans Liberg nimmt die Tastenkunst eben seit jeher leicht. Links eine berühmte Basslinie von Purcell, auf der die Rechte dann von den Beatles bis Barber improvisiert. „Das macht meine Tochter auch immer: Sie schnappt sich ein Stück von Beethoven, spielt drauflos und denkt, dass Beethoven das bestimmt auch so gespielt hätte.“

Ganz einfach?

Es ist schwer, beim Gespräch mit dem holländischen Klavier-Entertainer ernst zu bleiben, geschweige denn, sich zu konzentrieren. „Hier muss ich also C und A spielen?“ „Genau. C & A ist immer billiger, das ist ganz einfach.“ Leider nicht. Aber Liberg bemüht sich um Ansporn. „Das kann man lernen, nur muss man dann viel üben – sieben Stunden am Tag. Aber wenn du einfach nur bluffen willst, genügt Di-da-di-da-di-da-di-da-daa – Ba-bam-ba-bam...baa-bamm.“

Wobei der bekennende Dadaist sogleich anmerkt: „Musik an sich ist nicht witzig.“ Natürlich nicht. Eben nur, wenn der Musik-Kabarettist auf der Bühne steht und in Sekundenschnelle von Bachs Toccata zu Pippi Langstrumpf, von der kleinen Nachtmusik zum Handy-Klingelton springt. Oder eben der rosarote Panther Beethovens Elise auflauert. Zumindest beim Fingertrommeln auf dem Klavierdeckel sitzt der Rhythmus bei mir. „Nun brauchst du nur noch ‚Yesterday’ und ‚Dreaming Of A White Christmas’, und dann hast du die vier berühmtesten Melodien der Welt zusammen.“

Ist das nicht ein bisschen wenig? Musik-Kabarettist Hans Liberg schmunzelt und lässt noch einmal den Pink Panther auffauchen. „Nur eine Melodie, doch so brillant, dass Mancini sein ganzes Leben davon leben konnte.“

Gut, versuche ich es also noch einmal. Diesmal die Basslinie, während der Meister darüber voller Esprit ein paar Blues-Klassiker sampelt. Klingt richtig gut und witzig – und ich darf Teil dieser Aufführung sein! Hans Liberg lacht: „Ich will immer, dass es den Leuten Spaß macht und sie sogleich das Gefühl haben, sie spielten Klavier – die große Depression kommt dann später ganz von selbst.“

Christoph Forsthoff

Philharmonie, am 5. April, 20 Uhr, Karten (26 bis 52 Euro)

Tel. 089/ 936093 und AZ-Schalterhalle, Tel.089/ 2377223

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