Der Oscar der starken Frauen

Kathryn Bigelow ist die erste Regisseurin, die den Preis für den besten Film bekommt. Triumph für Sandra Bullock und Mo’ Nique.
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Kathryn Bigelow ist die erste Regisseurin, die den Preis für den besten Film bekommt. Triumph für Sandra Bullock und Mo’ Nique.

Er gehört euch“, sagt Kathryn Bigelow (58), als sie nach dem Regie-Oscar auch noch den für den besten Film hochhält. Sie meint all die Soldaten im kriegerischen Alltag im Irak, in Afghanistan, überall an den Brennpunkten der Welt. „Mögen alle gesund heimkehren.“ In ihrer ansonsten festen Stimme schwingt Rührung mit, auch ihr Atmen kann man hören, und es wirkt keinen Augenblick lang kitschig oder peinlich, als sie sich gestattet zu weinen.

Bigelows hart-realistischer Thriller „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ war mit sechs Trophäen der große Sieger bei der 82. Oscar-Verleihung in Hollywood, in dieser filmhistorischen Galanacht der Frauen, der politischen Inhalte und der ungebremsten Emotionen. Erst drei Mal bisher waren Frauen für die beste Regie nominiert (Sofia Coppola, Jane Campion, Lina Wertmüller). Kathryn Bigelow hat es nun geschafft – und auch in dieser Königsdisziplin ihren Ex-Mann James Cameron, den einstigen „König der Welt“ („Titanic“), mit seinem Sci-Fi-Animationshit „Avatar“ (vergleichsweise bescheidene 3 Oscars) überflügelt (siehe auch Seite 17).

In „The Hurt Locker“ muss ein Team von Bombenentschärfern unter Leitung eines draufgängerischen US-Sergeants (Jeremy Renner) in den Straßen Bagdads die zahllosen Sprengsätze irakischer Attentäter unschädlich machen. Ein lebensgefährlicher Adrenalinjob, der auch Spuren in der Seele hinterlässt.

„Regie führen ist Teamarbeit, dieser Oscar geht also an mein Team“, kommentierte Bigelow gefasst. Die Überwältigung kam kurz darauf mit dem Preis für den besten Film. Die schöne, hochgewachsene Kalifornierin ist als Action-Spezialistin erfolgreich. Ihr größter Hit war der Surfer-Film „Gefährliche Brandung“ (1991) mit Keanu Reeves und Patrick Swayze, für ihren Verschwörungs-Thriller „Strange Days“ (1995) schrieb Ex-Mann Cameron das Script.

Wer jetzt neugierig ist auf „The Hurt-Locker“, der muss auf einen Neustart des Verleihs hoffen. Bei uns floppte der Film letzten Sommer.

Was wir an Produzentin und Schauspielerin Sandra Bullock (45) haben, der in Nürnberg und Salzburg aufgewachsenen Tochter einer deutschen Opernsängerin und eines US-Musiklehrers, wissen wir seit 16 Jahren. In „Speed“ machte sie mit Keanu Reeves einem Psychopathen den Garaus, und als „Miss Undercover“ bewies sie jenes herzhaft selbstironische Komödiantentalent, das sie 2009 perfektionierte als biestige Chefin, die sich ihren jüngeren Assistenten schnappt nach dem Motto „Selbst ist die Braut“. Bei der Deutschland-Premiere in München bezauberte Sandra Bullock mit Witz, in der Oscar-Nacht gab sie noch eine Portion Sentiment dazu und ließ ihren Tränen freien Lauf. Als Oberschichten-Lady, die einen schwarzen Jungen aufnimmt, wurde sie erstmals mit dem Schauspiel-Oscar geehrt und widmete ihn ihrer verstorbenen Mama. John Lee Hancocks Sozialdrama „Blind Side – Die große Chance“ läuft am 25. März an. Ihren Oscar werde sie ins Regal neben den kurz zuvor erhaltenen Schmähpreis „Goldene Himbeere“ (für „Verrückt nach Steve“) stellen, erklärte sie, als sie sich wieder gefasst hatte.

Auch Mo’Nique (42) genoss ihren Oscar mit feuchten Augen (die hatte ihr Mann im Auditorium dann auch nach der Dankesrede). Mo’Nique wurde für die beste Nebenrolle in dem Sozialdrama „Precious – Das Leben ist kostbar“ (ab 25.3. im Kino) ausgezeichnet und passte richtig schön in diese Nacht der starken Frauen.

Angie Dullinger

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