Der nette Sklave der Musik
James Morrison erzeugte im gut gefüllten Zenith angenehmen Groove.
Ein Dialog nach dem James Morrison-Konzert im Zenith, abgelauscht an der U-Bahn-Station Sendlinger Tor. Er (leicht empört): „Also, das waren eineinviertel Stunden Konzert – und dafür hat die Karte 42,50 Euro gekostet!“ Sie (empört): „Na und? Der hätte auch eine halbe Stunde spielen können, und ich hätte es super gefunden!“
Die Frage des Preis-Leistungs-Verhältnisses ist dem jungen (weiblichen) Fan egal. Es geht ja auch nicht um die Dauer, sondern das unbestreitbare Charisma des 27-jährigen Sängers aus Rugby, Warwickshire, der früher mal Autos wusch und jetzt mit seiner sauberen Pop-Soul-Mischung bereits über 4,5 Millionen Alben verkauft hat. Mit der fünfköpfigen Band plus zwei Background-Sängerinnen hat Morrison eine stabile Basis, auch wenn für den rechten Motown-Drive ein wenig die Bläser fehlen. Das Ambiente ist stimmungsvoll: Hinten leuchtet ein aufgezogener Zirkusvorhang, Leuchtkugeln glühen warm von oben. Und eine Discokugel glitzert bei der reduziert-akustischen Version von „Broken Strings“, ohne Nelly Furtado, aber das Publikum singt glänzend mit. Die Songs vom dritten Album „The Awakening“ fügen sich ins angenehm groovende Repertoire Morrisons, „In My Dreams“, das Lied zum Tod des Vaters, oder die swingende Ballade für seine Tochter, „One Life“.
„Slave to the Music“ ist ein aufputschender Höhepunkt, da vermählen sich Disco, Funk und Soul so mitreißend, als ob es ein alter Prince-Song wäre. Seine raue Stimme schraubt Morrison gerne akrobatisch in die Höhe, die Musik bleibt am Boden. Nach achtzig Minuten: „Wonderful World“. Kein Armstrong-Cover – ein Morrison-Hit. Ein lebensbejahender Abgang, gut gelaunt wie der Sänger, der mit der etwas glatten Kompaktheit eines Stars aufgetreten ist.
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