Der Mut, sich die Freiheit zu nehmen
Lebensgefühl-Bilder: Kerouacs „On the Road” – intensiv adaptiert von Walter Salles
Erst 55 Jahre nach Erscheinen des Lebensgefühls-Romans gelang dem Brasilianer mit US-Erfahrung, Walter Salles, die Verfilmung von Jack Kerouacs „On the Road". Kerouac wollte, gleich nach Erscheinen 1957, Marlon Brando als Hauptfigur gewinnen, er selbst wollte den Erzähler, also sich selber spielen.
Aber Salles kennt sich aus mit Road-Movies. Er hat schon Guevaras Initiationsreise in Filmform gebracht („Die Reise des Che”). Jetzt schickt er Hollywoods Jungstars auf den „Go-West”-Trip der Beat-Generation: Garrett Hedlund ist der grosse Streuner, Sam Riley der begleitende Freund und Erzähler, der noch den Kontakt zur Bürgerlichkeit hält, und Kristen Stewart ist die selbstbewusste Geliebte, die aber in diesen voremanzipierten Zeiten des Männer-Abenteuertrips doch auf der Strecke bleibt.
Walter Salles ist deshalb ein grosser Film gelungen, weil er nicht nostalgisch in mythischen Landschaften des Mittleren Westens und Kaliforniens schwelgt, weil er nicht nur auf die Sexyness seiner etwas zu schönen und durchtrainierten Jungstars vertraut, sondern weil er auch den Schattenseiten Raum lässt, die der Roman in junger Abenteuerlaune stärker am Wegesrand liegen lässt: Drogen, geschwängerte Frauen (Kirsten Dunst), selbstzerstörerischer Lebenshunger.
Denn Film und Buch verhandeln die Dauerlebensfrage der Balance zwischen Freiheit und Anpassung und die Suche nach dem echten, nicht zivilisationsverstellten Leben. Ein kitschfreier, romantischer Film, in dem man auch einen schönen jazzigen Blues bekommen kann.
Kino: City, Monopol, Münchner Freiheit (auch OmU), Atelier (OmU), Cinema (OV) R: Walter Salles (Bra, F, GB, USA, 124 Min.)
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