Der Kunde als Heuschrecke

Im gottesfürchtigen Heimat-Biotop von Schuld und Sühne im Schatten der Berge wurden die alten Tugenden gepflegt: Vater und Mutter ehren, Bruderneid und Eifersucht bezwingen...
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Im gottesfürchtigen Heimat-Biotop von Schuld und Sühne im Schatten der Berge wurden die alten Tugenden gepflegt: Vater und Mutter ehren, Bruderneid und Eifersucht bezwingen...

Die Versöhnung Abseits vom Bergdoktorkitsch gab sich das herbe Bruderhass-Alpendrama "Die Versöhnung" (Regie: Olaf Kreinsen, ARD) der Liebe zum strengen, am Sterbebett alle vereinenden "Votta" (Kurt Weinzierl) hin: Gediegen und knorrig wie aus Holz geschnitzt die feindlichen Brüder Benedikt (Markus Böker), dem der Bergsteigertod des jüngsten Bruders schwer auf dem Gewissen lastet, und Anton (Sebastian Bezzel), der es verstockt dabei belässt, obwohl er es besser weiss. Vaterstrenge, Muttergüte, Pfarrerweisheit und eine menschenleere Berglandschaft in stiller Schönheit - ein wackeres Läuterungsstück vom Dorfkirchhof, mit gedrosselten Gefühlen und schlichten, archaischen Konflikten.

Maybrit Illner

Die Firma Nokia lieferte Maybrit Illner (ZDF) den Talk-Slogan zur Attacke: "Kapital brutal, Jobs egal" - und vereinigte flugs rhetorische Erzfeinde wie Oskar Lafontaine (Die Linke) und Guido Westerwelle (FDP) in der Gewissheit, dass hier die global-kapitalistische, kühl kalkulierende Profit-Heuschrecke den Bogen überspannt hat. Und dass der Image-Schaden für den Handy-Konzern durch den menschenverachtenden Umgang mit dem Kostenfaktor "Personal" die Firma auf Dauer mehr kosten wird als die Schließung des Werks in Bochum. Trotzdem fetzten sich Lafontaine und Westerwelle showprächtig und publikumssicher um die Wurstzipfel des Rechthabens und bekamen Beistand von Börsenfachmann Opposzynski ("Boykott ist die Macht des Kunden - solche Emotionen schaden der Marke!") und Carsten Maschmeyer vom Allgemeinen Wirtschaftsdienst. Da kann auch der Kunde zur Heuschrecke werden.

Schmidt & Pocher

Mit den beiden Comic-Verkäufern aus der ARD-Trash-Boutique "Schmidt & Pocher" scheint es wohl nichts mehr zu werden. Denn von ihrem ewigen läppischen Gekicher über debile Fussballer, Becksteins Sprachgeknirsche, dubiose Comedians und das Billigmaterial aus dem Dschungelcamp werden ihre Insider-Gags auch nicht fett.

Mein Traum von Venedig

Im Boulevard-Geplapper der Freitags-Familienkomödien passte das bildungsbürgerliche Beziehungsgetändel "Mein Traum von Venedig" (Regie: Michael Kreindl, ARD) genau in die Wohltaten belangloser Heiterkeit.

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