Der Kaiser von Schexing: Ein lustvoller Verlierer

Er schuf Fernsehserien wie "Irgendwie und Sowieso", "Cafe Meineid", "München 7" - und nun den "Kaiser von Schexing". Der Münchner Regisseur und Autor Franz Xaver Bogner im AZ-Interview über seine neue Serie, Vaterkonflikte und ewige Abiturienten.
von  Abendzeitung

Er schuf Fernsehserien wie "Irgendwie und Sowieso", "Cafe Meineid", "München 7" - und nun den "Kaiser von Schexing". Der Münchner Regisseur und Autor Franz Xaver Bogner im AZ-Interview über seine neue Serie, Vaterkonflikte und ewige Abiturienten.

AZ:Herr Bogner, haben Sie den Fasching gut überstanden?

FRANZ XAVER BOGNER: Ich feiere nicht Fasching. Das ist eine Art von Humor, bei der ich auch mit viel Mühe nicht mitkomme. Ich glaube, das liegt dem Münchner nicht so. Vor 30 Jahren hab ich Faschingszüge miterlebt, das waren eher Trauerzüge. Der Münchner an sich hat sich das stumpf angeschaut, ohne Regung. Und erst wenn er wieder daheim war, bei den Krapfen, und wenn dann einer gesagt hat: ,Hast des gseng!’ – dann könnt es sein, dass er vielleicht glacht hat. Das Oktoberfest mag ich übrigens auch nicht.

Was ein richtiger Münchner eigentlich nicht sagen darf.

Ich bin ja letztlich kein richtiger Münchner. Ich komme vom Land, aus Markt Schwaben und empfinde mich als eine Art Appendix-Münchner. Einer, der so dranhängt.

„Der Kaiser von Schexing“ spielt auch auf dem Land.

Ja, das ist für mich eine Rückreise. Ich beschreibe da Leute, die ich nur aus der Vergangenheit kenne. Eine Rückreise ist es auch insofern, als ich nach „München 7“ wieder etwas machen wollte, was in die Nähe von „Café Meineid“ kommt. Also sehr viel Innenstudio und kürzere Folgen.

Warum ist der Schauplatz ein Rathaus?

Beim Meineid hat man die Dinge vor Gericht verhandelt. München 7 spielte vorher, da fanden die Polizisten die Dinge auf der Straße. Und im ländlichen Bereich klatschen diese Geschichten oft in der Gemeinde auf, bevor sie überhaupt strafmassig werden.

Ist Ihr Held Andi Kaiser ein Loser?

Ich nenne ihn einen lustvollen Verlierer. Er hat nicht viel zu sagen, aber das nützt er breitspektrisch. Und im Laufe der Zeit baut er sich über die Beliebtheit bei den Leuten seine Machtposition aus. Da spreche ich übrigens von Folgen, die noch nicht geschrieben sind.

Andi Kaiser hat, wie Sir Quickly in „Irgendwie und Sowieso“, einen großen Konflikt mit seinem Vater...

Zwischen Andi und Sir gibt es definitiv Parallelen. Die Leibesfülle, das Gefühlsbetonte, die unglückliche Liebe. Und das Vater-Sohn-Verhältnis. Ich habe das nicht bewusst gemacht, das ist passiert. Aber ich denke, dass ich diesbezüglich nicht zum Analytiker muss.

Wie war das Verhältnis zu Ihrem Vater?

Diese tyrannenhaften Überväter kenne ich nur aus der Umgebung. Beim mir war das nie so. Mein Vater starb schon mit 41, ich war damals 23. Er war auch ein lustvoller Verlierer, ein Mann mit sehr viel Humor. Er hat auch in meinen wilden Zeiten alle meine Arreste und Verweise kommentarlos unterschrieben.

Was haben Sie von ihm?

Dass ich nur Komödien mache, hat sicherlich mit meinem Vater zu tun: Dass man versucht, die Dinge lachend zu lösen, auch wenn man eigentlich heulen könnte. Was in die Zeit, in der ich aufgewachsen bin, gar nicht reingepasst hat.

Die 68er...

Da wurde ja alles durchproblematisiert. Es war alles so wahnsinnig wichtig zum Verändern, da durfte nicht einer daherkommen und umeinanderlachen. Und am wenigsten konnten sie über sich selber lachen. Wenn man sich so Studentendiskussionen aus dieser Zeit anschaut, das ist der blanke Irrsinn. Und es gibt ja Leute, die heute mit Mitte 50 immer noch an ihrem Abitur-Aufsatz schreiben.

Sie sind mit Ihrer Generation relativ streng, was die Angepasstheit in der heutigen Zeit angeht.

Muss man ja auch sein. Diese Generation war ja mit allen anderen auch streng. Vor kurzem habe ich ein Interview mit Rainer Langhans gesehen, der hat gesagt, dass alles, was in den 68ern als Illusion hingestellt wurde, inzwischen erreicht ist. Das ist ja die Potenz von Selbstbetrug.

Sie selbst haben sich, wie Sie manchmal sagen, eine „Rest-Anarchie“ erhalten.

Es wollen einem ja oft Hierarchen dreinreden. Da versuche ich dagegenzuhalten, damit am Schluss noch was von dem übrig bleibt, was man eigentlich machen wollte.

Beim BR klappt das offenbar gut.

Da redet mir überhaupt keiner rein. Das ist am allerbesten.

Interview: Tina Angerer

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