Der Junge von nebenan
Der Backstreet Boy Nick Carter sucht ein Leben neben der Band. „I’m Taking Off” heißt sein Album, das am 5. Juni in Deutschland erscheint. Am 11. Mai stellt der 31-Jährige das Album schon mal im Freiheiz in München vor. Am Telefon in Los Angeles hebt ein freundlich verschlafener Nick ab.
AZ: Was sind die lebensnotwendigen Dinge, die Sie auf Tour mitnehmen?
NICK CARTER: Mein Computer, meine Filme und ich spiele immer noch viele Video-Games.
„I’m Taking Off” ist das zweite Solo-Album ohne die Backstreet Boys.
Jeder von uns hat etwas Besonderes, was er in die Gruppe einbringt, aber wenn du ein Solo-Projekt machst, bist du herausgehoben.
„Taking Off” ist ein Song über einen, der eine Beziehung verlassen will. Ist das vergleichbar damit, eine Band zu verlassen?
Eine gute Anmerkung, denn das könnte es auch bedeuten. In meinen Songs gibt es viele versteckte Botschaften. Ich sage Dinge, die ich normalerweise nicht sagen würden.
Sie haben sehr offen über ihre Alkohol- und Drogenprobleme gesprochen. Ist es nicht gefährlich, das Privatleben vor der Öffentlichkeit auszubreiten?
In der Vergangenheit war eines meiner größten Probleme, zu viel herauszulassen und zu ehrlich zu sein. Ich habe das sehr stark in meiner Fernsehshow „House of Carters” gemacht. Darüber bin ich hinaus.
Viele Stars erzählen, es gibt Momente extremer Einsamkeit auf Tour.
Die kann es geben, aber ich habe ja das Glück, die Jungs in meiner Band zu haben. Ich bin in der Lage, sie als Familie zu benutzen. Aber ja, ich spiele viele Games und versuche mich mit Filmen zu unterhalten, aber auch das wird nach einer Weile langweilig. Du musst kreativ sein. Und das ist der Grund, warum Menschen Ärger bekommen. Sie gehen raus und stellen was an.
Sie sind in Umweltorganisationen aktiv?
Da rumort etwas in mir, dass Leute sich der Probleme mehr bewusst werden. Es gibt Länder, da stapeln sich die Häuser. Die Bevölkerungsdichte ist irre. Das zerstört die Atmosphäre, all dieser Müll.
Jetzt wird gerade Amerika oft für seine Umweltpolitik kritisiert. Was sollte sich denn politisch ändern?
Die Menschen, die verantwortlich für diesen Planeten sind, sind ja nicht die, die in Armut leben. Die Menschen, die die Macht für Veränderung haben, sind die, die durch ihre Gier den Planeten zerstören.
Aber was kann denn eine Privatperson machen?
Viel recyclen, Dinge wiederverwenden, weniger duschen. Aber was sie wirklich machen können, wenn sie es nicht wissen, ist, ins Internet zu gehen und zu lernen. Du musst eine Stimme werden. Briefe an deine Regierung schreiben.
Sie sind ja auch Schauspieler. Gibt es da Pläne?
Aber sicher. Ich schreibe gerade an ein paar Filmen. Das sind grundsätzlich Horrorfilme. Ich liebe Horror. Aber im Gegensatz zu meinen Kurzfilmen habe ich jetzt ein Treatment, das ist 120 Seiten lang. Für mich geht es darum, etwas fertig zu haben, für die Zeit, wenn die Tour vorbei ist – um dann direkt ins Schauspielfach zu wechseln.
Gibt’s schon Produzenten?
Noch nicht. Es sind nur Ideen.
Würden Sie eigentlich eine Show wie „House of Carters” nochmal machen, wo ihr Privatleben von Kameras begleitet wird.
Nein. Das war eine lehrreiche Erfahrung. Ich war in der Lage, in den Spiegel zu sehen und zu sagen: Ich mag diese Person, aber ich will diese Person nicht sein. Ich lernte zu reflektieren. Ich will etwas Positiveres machen, etwas Kreativeres. Eine Therapie für mich selber. Ich bin ja nicht hier, um ausgelacht zu werden. Ich habe viel mehr anzubieten, als die Fehler in meinem Leben.