Der Highway führt zum Himmel
Sie ist eine mehr als angenehme Erscheinung, Rebekka Bakken, die Folk-meets-Jazz-Lady aus Norwegen, die sich auf ihrem neuen Album „September” verstärkt in nahe liegende Country-Gefilde bewegt. Beim Konzert in der Muffathalle trägt sie Bluejeans und die Haare offen zur Mähne, bekennt sich charmant zum Hüftspeck, was die Sympathie beim Ü40-Publikum sicherlich noch steigert.
Der Eleganz von Bakken tut der Lauf der Zeit keinen Abbruch. Die Singersongwriterin schafft es, aus dem Bombast von Alphavilles „Forever Young” ein knackiges Easy-Listening-Cover zu feilen, das Keyboard sparsam eingesetzt. Sowieso klingen die Arrangements stets klug ausgewogen. Umso störender die gelegentlichen Probleme mit der Tonmischung und seltenen Textaussetzer Bakkens. Sie wirkt mitunter seltsam zerfahren, als ob sie wirklich zu Mittag Schweinshaxe, Semmelknödel und Sauerkraut gegessen hätte, wie sie bei einer Unterbrechung wegen übler Rückkopplungseffekte berichtet.
Schwer verdauliche Kost – davon kann bei Bakken sonst keine Rede sein. Sie mag mit der Rockröhre in sich Kontakt aufnehmen („Hard To Be A Loser”) und ihren Blues kurzzeitig schmutziger anlegen („Driving”), aber der Highway, auf dem sie fährt, hat doch staubfrei nur den Himmel als Ziel. Flankiert wird ihre im Raum dreier Oktaven schwebende Stimme vom dezenten Spiel der vierköpfigen Begleitband, gestandene Männer, die ihr überall hin folgen, auch wenn sie von Makeup-Sorgen singt. Als Zugabe wienerte sie „Der Schnee draußen schmilzt” des kürzlich gestorbenen Ludwig Hirsch daher. Hirsch lernte sie bei einem fünfjährigen Aufenthalt in Wien kennen, und welchen bezaubernden Schmäh hat das Wort „grantig”, wenn es von Rebekka Bakken gesungen wird.
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