Der Gasteig wär’ nur halbvoll gewesen

Salzburger Festspiele: Zwei Konzerte des Cleveland Orchestra mit Franz Welser-Möst.
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Salzburger Festspiele: Zwei Konzerte des Cleveland Orchestra mit Franz Welser-Möst.

Wer alt genug ist, sich an die Festspielkonzerte des Cleveland Orchestra unter George Szell zu erinnern (1967), der mag mit einigem Erstaunen festgestellt haben, dass Szells einstmals recht knallige Brillanz unter dem derzeitigen Chefdirigenten Franz Welser-Möst einer geradezu vornehmen Zurückhaltung gewichen ist. Im zweiten Konzert ihrer „Salzburger Residenz“ musizierten Clevelands Top-Musikanten den „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß: ohne Schmäh, leicht, schwebend und voller Charme. Hinreißend.

Man hatte sich einiges vorgenommen: sperrige Bläser-Choräle von Messiaen („Et exspecto resurrectionem mortuorum“), entbehrliche Schubert-Bearbeitungen von Brian Newbould (Andante-Fragment aus der 10. Symphonie), dazu Bartók und Mahler – die Münchner Philharmonie wäre damit nur schwer zu füllen gewesen. Die letzten beiden der drei Salzburger Cleveland-Konzerte waren ausverkauft.

Auch Götter straucheln

Bartóks Ballettmusik „Der wunderbare Mandarin“ kam zu der Ehre, vollständig, aber ohne die wenigen Chor-Passagen, aufgeführt zu werden. Die Suite hätte genügt, um festzustellen, dass das Stück second class und das Orchester zu grandioser rhythmischer Disziplin fähig ist. Gelegentliche Abstimmungsprobleme zwischen der Solistin Kim Kashkashian und dem Orchester in Bartoks Violakonzert deuteten immerhin an, dass auch Götter straucheln können, wenn Proben Mangelware sind.

In Mahlers „Lied der Erde“ hätte man sich gewünscht, dass die Streicher endlich einmal ihr Versteck verlassen und nicht nur ihre wunderbare Fähigkeit zur Ruhe demonstrieren. Herrliche Bläser-Soli versöhnten. Tenor Johan Botha, für den erkrankten Jonas Kaufmann eingesprungen, machte seine Sache weit besser als Bariton Simon Keenlyside, der mit einer Indisposition zu kämpfen schien. So ließ sich das letzte Lied, „Der Abschied“, ganz unerwartet zu einem Farewell stimmlicher Möglichkeiten umdeuten, was sicher nicht im Sinne des Komponisten war.

Volker Boser

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