Der ewige Outlaw ist eine Legende
Fast 80 Jahre alt, nasaler Bariton und Gitarre: Willie Nelson
Willie Nelson ist und bleibt seine eigene Ikone. Und von seiner besten Seite zeigt er sich im ausverkauften Circus Krone, wenn er federleicht über die Gitarrensaiten gleitet und filigrane Soli zaubert, hingehaucht wie flüchtige kleine Kunstwerke. Willie Nelson ist, so Gott will, in drei Jahren stolze 80 Jahre alt. Sein Münchner Konzert hat gezeigt, dass wir noch voll mit ihm rechnen dürfen.
Halblange weiße Haare, Cowboyhut, Stirnband, Jeans, Jogging-Schuhe, alles ziemlich leger – kein anderer Country-Barde würde sich so auf die Bühne wagen. Aber der Hauptunterschied zu Genrekollegen liegt im Inhaltlichen: Während diese zur jammernden Pedal-Steel-Gitarre die untergehende Sonne oder ihren eigenen Liebeskummer anjaulen, singt Nelson von den Nöten der kleinen Farmer, zeigt sich als Polit- und Öko-Aktivist. Was ihm in seinen frühen Jahren nicht immer Freunde gemacht hat.
Der Sound seiner vornehmen Begleit-Band ist minimalistisch und präzise; die Solo-Einlagen des Mundharmonika-Spielers Michael Siegfried Raphael und des Pianospielers Bobbie Lee Nelson – übrigens ein Sohn des Meisters – sind auf dem Punkt und zeigen Respekt. Und so kommt es immer wieder vor, dass den Fans im vollbesetzten Krone vor Staunen einfach der Mund offen bleibt, und dass es vor Ehrfurcht mucksmäuschenstill ist. Natürlich sind es dann doch die Hits, eigene wie fremde, die den Abend zum Erlebnis machen: „On The Road Again“, „You Were Always On My Mind“ und auch „Georgia“, die hier genau so gespielt werden, wie es sich gehört, nämlich aus der Position des ewigen Outlaws. Und auch Country-Gassenhauern wie „Jambalaya“ verleiht Nelson mit seinem nasalen Bariton völlig neue Aspekte. So macht Country-Folk Spaß!Arno Frank Eser