Der Charme des Machbaren

Die Marstall-Debatte sorgt für Bewegung im Gasteig: Albert Speer & Partner wollen das Raumvolumen verkleinern und mit etwas weniger Plätzen die Akustik der Philharmonie entscheidend verbessern
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Die Marstall-Debatte sorgt für Bewegung im Gasteig: Albert Speer & Partner wollen das Raumvolumen verkleinern und mit etwas weniger Plätzen die Akustik der Philharmonie entscheidend verbessern

Nach der umjubelten Aufführung der „Gurrelieder“ feierte das BR-Symphonieorchester sein 60-jähriges Bestehen im Foyer der Philharmonie. Der Kontrabassist und Orchestervorstand Heinrich Braun hoffte in einer kleinen Rede auf eine Wiederholung des Konzerts in sieben Jahren zur Eröffnung des von den Musikern gewünschten Neubaus im oder am Marstall.

Schön wär’s, aber nicht besonders realistisch. Schon wieder wackelt ein Ministerpräsident, der dieses Projekt zur Chefsache gemacht hat. Die ungeschickten Marstall-Propagandisten haben noch keinen einzigen Cent zusammengekratzt und die Staatstheater noch immer nicht gewonnen.

Mehr Bodenhaftung hat ein Modell, das die Gasteig-Chefin Brigitte von Welser vor dem Jubiläumskonzert in ihrem Büro vorstellte. Es ist ein Vorschlag zur Verbesserung der Philharmonie. Der Riesenraum soll verschmälert, die ungünstigen oberen Segmente in Balkone verwandelt und damit näher ans musikalische Geschehen gerückt werden.

Keine Bergtouren mehr

Das Modell entstand unter Mitwirkung ungenannt bleibender Akustiker im Frankfurter Büro von Albert Speer und Partner. Brigitte von Welser versteht es als Diskussionsvorschlag. Das Projekt hat Charme, weil es wirtschaftlich gedacht ist: Der Saal im Saal fasst noch immer 2300 Besucher, etwa 100 weniger als die bisherige Philharmonie. Das würde die Kartenpreise bei privaten Veranstaltern nicht unnötig steigen lassen.

Der Raum zwischen der Schale und dem neuen Einbau könnte für neue Foyers mit Blick auf die Stadt genutzt werden. Von Welser möchte auch die Zugänglichkeit verbessern, die älteren Besuchern derzeit eine kleine Bergtour in die Blöcke M bis R zumutet.

Sinnvoll im Paket

Realisierbar wäre der Umbau nur im Paket einer kompletten Sanierung des in die Jahre gekommenen Kulturbunkers am Isarhochufer. Dabei könnten auch neue Räume für das BR-Symphonieorchester entstehen, das derzeit seine Kontrabassisten wie auf einer Tournee in den Gängen aufstellen muss.

Kosten würde alles einen dreistelligen Millionenbetrag. Von Welser will das Gespräch mit dem Staat und dem Rundfunk suchen, dessen Marstall-Fans den Zeitpunkt der Präsentation nicht übermäßig freundlich fanden. Abzuwarten bleibt auch das Ergebnis einer unabhängigen Studie zur gemeinsamen Gasteig-Nutzung durch die Münchner Philharmoniker und die Musiker vom BR. Es scheint, als habe die Marstall-Debatte für Bewegung im Gasteig gesorgt.

Robert Braunmüller

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