Der Abend der Netten
Geballte Fröhlichkeit und stille Momente: Wir sind Helden im Circus Krone
Manche Bands sind so nett, dass sie ausschließlich nette Fans haben. Die Bands erkennt man unter anderem daran, dass sie eine Wohltätigkeitsorganisation unterstützen, indem die Fans ihre Pfandbecher in eigens bereitgestellte Eimer werfen und damit das Pfand spenden können – was die Fans wiederum zahlreich und mit Begeisterung tun. Außerdem daran, dass der Gitarrist die Vorband Tanner selbst euphorisch ankündigt – die dann auch von den Fans frenetisch gefeiert wird. Beim Konzert von Wir sind Helden im Circus Krone weht erkennbar der Geist der Siebziger-Jahre-Lebenseinstellung: „Ich bin okay, du bist okay“. Alle haben einander so lieb, dass die Musik eigentlich Nebensache ist.
Eine ausgesprochen schöne Nebensache allerdings. Eine Songauswahl „nach dem Lustprinzip, aber vor allem Hits!“ hatte Sängerin Judith Holofernes angekündigt. Also gibt es vor ausverkauftem Haus ein Wiedersehen mit „Aurélie“, „Denkmal“ und „Guten Tag“. Schon beim dritten Lied, „Gekommen um zu bleiben“, hält es niemanden mehr auf den Stühlen. Der Rhythmus macht das Tanzen nur fast, das Rumsitzen aber ganz und gar unmöglich. Auch Holofernes hopst wie eine Fünfjährige auf der Bühne herum.
Es gehört zum Besonderen an Wir sind Helden, dass sie neben dieser geballten Fröhlichkeit auch Momente der Stille schaffen können, in denen dem eben noch jauchzenden Volk Tränen in den Augen stehen. Als Holofernes am Ende alleine mit ihrer Gitarre auf der Bühne steht und „Nichts, was wir tun könnten“ singt, wird es gespenstisch ruhig im Saal. Ein paar Kronleuchter wackeln wegen der Lüftung, ein paar Zuschauer wanken aus Rührung. Ganz großes Gefühlskino.
Julia Bähr
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