Dem Raab-Grand-Prix-Casting kommen die Männer abhanden

Männer werden Mangelware bei „Unser Star für Oslo“: Nur noch einer ist im Rennen um den deutschen Vertreter beim Eurovision Song Contest 2010. Die Münchnerin Sharyhan Osman überzeugte mit einem weiteren selbstgeschriebenen Lied.
von  Abendzeitung

KÖLN - Männer werden Mangelware bei „Unser Star für Oslo“: Nur noch einer ist im Rennen um den deutschen Vertreter beim Eurovision Song Contest 2010. Die Münchnerin Sharyhan Osman überzeugte mit einem weiteren selbstgeschriebenen Lied.

Christian Durstewitz ist die letzte Hoffnung für das männliche Geschlecht bei der Suche nach Deutschlands Vertreter beim Eurovision Song Contest Ende Mai in Norwegen. Der 20-Jährige aus Altenlotheim in Hessen blieb als einziger Mann im Rennen, als am Dienstagabend Leon Taylor in der fünften Runde von „Unser Star für Oslo“ ausschied. Er konnte das Publikum nicht mit seiner Version der Eric-Clapton-Ballade „Tears in heaven“ überzeugen.

Dabei gab es durchaus Lob: Der Präsident der Experten-Jury und Show-Erfinder Stefan Raab bescheinigte Taylor, er habe trotz der schwierigen Ballade die richtige Art gefunden, den Song nicht „zu versoult“ wiederzugeben. In der Show bisher ungewohnt scharfe Kritik kam dagegen von Jurymitglied Joy Denalane, die die Songauswahl in diesem Fall als unangemessen empfand. Clapton schrieb das Stück über seinen verstorbenen Sohn. Die Fernseh-Zuschauer sahen das offenbar ähnlich und warfen Taylor aus der Show.

Als einzig verbliebener Mann tritt Christian Durstewitz am Freitag in der ARD gegen die vier Sängerinnen Lena Meyer-Landrut, Kerstin Freking, Jennifer Braun und Sharyhan Osman an. Durstewitz trug Mando Diaos Rocknummer „Dance with somebody“ vor, hatte laut Raab „den nötigen Dreck“ in der Stimme und traf damit auch den Nerv des Publikums. Bei Denalane weckte der Sänger mit dem Wuschelkopf und seinem Stirnband eigentümliche Konnotationen: „Wie Du da hinter deiner Gitarre stehst, erinnerst Du mich an Prince. Ganz große Nummer.“

Die 23-jährige Münchnerin Sharyhan Osman wagte sich erneut mit einer Eigenkomposition auf die Bühne, ihre extrem ruhige Nummer empfand Jurychef Raab indes als „ayurwedische Massagemusik“, so dass Moderator Matthias Opdenhövel nachfragen musste, ob Raab die Performance nun gefallen habe oder nicht. Osmans „In the city“ konnte trotz der Kritik von Denalane an dem ihrer Meinung nach unglücklich verfassten Liedtext bei den Zuschauern punkten. Die 21-jährige Kerstin Freking aus Osnabrück überzeugte bei dem Song „Better“ von Regina Spektor nach Ansicht der Jury wieder vor allem mit ihrer klaren Stimme.

Etwas angestrengter als bisher

Als facettenreich präsentierte sich auch Jennifer Braun aus Eltville. Die 18-Jährige, die zuvor Rocknummern wie „Like the way I do“ von Melissa Etheridge vorgetragen hatte, wagte sich an die Popnummer „Ain’t nobody“ von Chaka Khan und zog damit in die nächste Runde ein, wo sie allerdings eine Wackelkandidatin werden dürfte.

Routiniert wirkte erneut Lena Meyer-Landrut, die mit „New Shoes“ von Paolo Nutini wie üblich eine Gute-Laune-Nummer zeigte, bei der sie wieder ihren flippigen Tanzstil zeigte. Zu ihrer Imitation des britischen Dialekts bei auch diesem Song sagte Jurymitglied Ray Garvey von der Band Reamonn: „Die Briten würden dir in Oslo wahrscheinlich 12 Punkte geben, weil sie denken, dass Du eine von ihnen bist.“

Insgesamt wirkten die Kandidaten diesmal etwas angestrengter als bisher – womöglich weil sie wissen, dass es nun enger wird. Schließlich betont nicht nur Stefan Raab regelmäßig, dass die Jury-Äußerungen Kritik auf hohem Niveau seien. „Jetzt geht es darum, sich auf einem hohen Level zu stabilisieren.“ Mit fünf Kandidaten geht die Show am kommenden Freitag in die ARD, die „Unser Star für Oslo“ in Koproduktion mit dem Privatsender ProSieben organisiert. Auch das Finale am 12. März wird im Ersten laufen (jeweils 20.15 Uhr). Der Sieger tritt am 29. Mai für Deutschland beim Eurovision Song Contest an. (nz)

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