Dem Filmrhythmus folgen

Fritzi Haberlandt über ihre Verehrung für Barbara Sukowa und ihre Jurytätigkeit. "Ein Theaterstück probe und entwickle ich von Null bis zum Ende mit. Beim Film muss ich am ersten Drehtag die Rolle im Griff haben."
von  Abendzeitung

Fritzi Haberlandt über ihre Verehrung für Barbara Sukowa und ihre Jurytätigkeit. "Ein Theaterstück probe und entwickle ich von Null bis zum Ende mit. Beim Film muss ich am ersten Drehtag die Rolle im Griff haben."

Als Kindfrau Lulu verführte sie das Hamburger Theaterpublikum. Auch in Filmen wie „Liegen lernen“ (2003) zeigte Fritzi Haberlandt ihre chamäleonartige Vielseitigkeit. Gemeinsam mit Produzent Christian Becker und Marcus H. Rosenmüller entscheidet sie heuer über die Vergabe des Förderpreises Deutscher Film.

AZ: Frau Haberlandt, wen wollen Sie denn mit dem Preis fördern?

FRITZI HABERLANDT: Damit hilft man jemandem, der die Unterstützung wirklich braucht. Für manche waren diese 30000 Euro regelrecht lebensrettend. Mein Freund Hendrik Handloegten bekam damals den Drehbuchpreis und sagt heute noch: „Ohne das Geld hätte ich nicht überlebt.“

Wie vermeidet man bei den Debatten eine unbefriedigende Kompromisslösung?

Man versucht, die anderen auf wichtige Sachen aufmerksam zu machen. Dann kann man sich den Film nochmal anschauen, um am Ende intensiv darüber zu diskutieren.

Wie geht es Ihnen als Ostberlinerin mit Ihren bayerischen Kollegen?

Die beiden sind hier fest verwurzelt. Ich komme von außen und habe von nichts ’ne Ahnung. Man vermeidet keine Fettnäpfchen, aber ich bring’ da eine schöne Farbe rein.

Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Marcus H. Rosenmüller?

Er ist ein wahnsinnig lustiger, aufgeschlossener Mensch. Ich würde fast sagen, er ist kein typischer Regisseur. Mir gegenüber gibt er sich richtig Mühe, seinen bayerischen Dialekt zu unterdrücken. Wenn der mal loslegt, verstehe ich keinen Ton.

Hatten Sie ein Problem damit, dass bei der Juryentscheidung die Nominierten bereits feststanden?

Nein. Ich glaube, man hätte auch eine Person nachnominieren können, wenn wir drei die interessanter gefunden hätten. Aber die Auswahl schließt eigentlich schon alle Möglichkeiten ein.

Kann man überhaupt unparteiisch urteilen, wenn man so viele Kollegen kennt?

Susanne Wolf war jahrelang Kollegin von mir am Thalia Theater und denkt sich jetzt vielleicht: Warum darf die olle Haberlandt über mich abstimmen? Die Verbundenheit zu den Kollegen macht es aber auch besonders spannend. Ich versuche, trotzdem objektiv zu bleiben.

Sie wechseln gerne zwischen Film- und Theaterrollen. Wo liegen die Unterschiede im Spiel?

Für mich sind das zwei verschiedene Berufe. Ein Theaterstück probe und entwickle ich von Null bis zum Ende mit. Beim Film muss ich am ersten Drehtag die Rolle im Griff haben. Da kommt es auf jede Sekunde an, und die eine Einstellung muss es werden. Danach kann ich auch sterben, das ist dann egal. Beim Theater muss ich 100 Mal eine Rolle spielen und den Abend irgendwie reproduzierbar machen.

Liegt Ihre Konzentration im Moment mehr auf der Filmkarriere?

Im Moment habe ich wirklich mehr Lust auf Film. Ab nächster Spielzeit bin ich freiberuflich tätig. Ich habe soviel am Theater gespielt, ich will jetzt einen neuen Rhythmus einschlagen. Beim Film fühle ich mich frisch. Da kann ich noch so viel lernen und mich weiter verbessern.

Stimmt es, dass Sie Barbara Sukowa bewundern?

Als ich las, dass sie mit „Die Entdeckung der Currywurst“ beim Filmfest dabei ist, bin ich regelrecht ausgeflippt. Ich hab’s bisher leider nicht geschafft, sie endlich mal anzusprechen. Sie ist mein einziges Idol, was ich im Leben habe.

Woher kommt Ihre Liebe für Sukowas Arbeit?

Als ich 15 war, sagte mir ein Lehrer: Ich sah deine Mutter in einem Film. Er meinte Barbara Sukowa. Dann holte ich mir gleich ihre Filme „Rosa Luxemburg“ und „Bleierne Zeit“. Darin war sie so toll, außerdem sehe ich ihr ein bisschen ähnlich. Wegen Barbara Sukowa wollte ich Schauspielerin werden.

Florian Koch

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