Das Vermächtnis von Fritz Wepper († 82): Über sechs Jahrzehnte vor der Kamera
Rückblickend scheinen Schauspielkarrieren oft logisch, aber sind sie das auch aus der Kindheitsperspektive? Bei Fritz Wepper aber ist es so. In einer rührenden Szene der Dokumentation "Mein Fritz", die der BR zum 80. Geburtstag produzierte, sieht man zwei alte Herren noch einmal das Kasperltheater aus der Kindheit aufbauen: Es sind Fritz und sein drei Jahre jüngerer Bruder Elmar – beide wurden Schauspieler. Bereits 1952, mit elf Jahren, trat Fritz Wepper im Kinderstück "Peter Pan" auf. Aber nicht in einer Laienaufführung, sondern am Bayerischen Staatsschauspiel, zuvor war er bereits bei Kindersendungen im Radio zu hören gewesen.
Fritz Wepper feierte mit 18 Jahren seinen Durchbruch
Im Falle von Fritz Wepper ging es bruchlos als Teenager weiter: Schon mit 18 Jahren gelang Fritz Wepper der Durchbruch, auch international, mit Bernhard Wickis Antikriegsfilm "Die Brücke", wo er mit fanatisierten Kammeraden völlig sinnlos eine Brücke im April 1945 gegen die heranrückende US-Armee verteidigt. Fritz Wepper spielt hier den 16-jährigen Schüler Albert, den einzigen Überlebenden. Und am Ende der Apokalypse lässt Wepper den Zuschauer eine verstörte Gebrochenheit spüren – intensiv und authentisch.

Zuvor hatte es schon kleine Rollen gegeben: in Komödien wie "Der Pauker" oder "Der Engel, der seine Harfe versetzte". Sein Filmdebüt hatte Wepper 1955 im Zirkusfilm "Der dunkle Stern" in der Nebenrolle des Hansel. Eine erste größere Rolle hatte er als als Schneiderssohn im Märchenfilm "Tischlein, deck dich". Mit seinem Bruder Elmar, der im vergangenen Oktober gestorben ist, stand Fritz Wepper mehrmals gemeinsam vor der Kamera, so etwa in dem Film "Eine verrückte Familie" (1957) und in 17 Episoden der Serie "Zwei Brüder" von 1994 bis 2001.
Im TV feierte Fritz Wepper seine größten Erfolge
Berühmt für ein Millionenpublikum wurde Wepper aber mit zwei TV-Rollen: Als Harry Klein, dem Assistenten von "Derrick", und als intriganter Bürgermeister Wolfgang Wöller in "Um Himmels Willen".
1968 hatte Fritz Wepper an der Seite von Erik Ode in "Der Kommissar" als TV-Polizist begonnen. 1974 überließ er die Rolle seinem Bruder Elmar. Er selbst wurde Horst Tapperts Assistent in 280-"Derrick"-Folgen, die in über 100 Länder verkauft wurde und weltweit das Bild vom "guten Deutschen" prägte. Ein Satz aus der 1998 eingestellten ZDF-Serie blieb untrennbar mit Wepper verbunden: "Harry, hol schon mal den Wagen", auch wenn der so wörtlich nie gefallen war.

Vier Jahre später startete in der ARD dann die Serie "Um Himmels Willen". Als Bürgermeister Wolfgang Wöller machte Wepper darin Klosterschwestern das Leben schwer – erst zusammen mit Jutta Speidel als Oberin (die 2007 aus der Serie ausstieg) und danach mit deren Nachfolgerin Janina Hartwig.
Nach Herzenslust konnte Wepper hier seine komödiantische Seite ausleben, intrigieren und Späße treiben. Das Serienende 2021 enttäuschte ihn sehr. "Das war ein Schlag ins Kontor", sagte er, und am Schluss wurde es traurig. "Da flossen Tränen, auch bei mir."
Internationaler Erfolg mit "Cabaret": 1972 war Fritz Wepper Hollywood ganz nah
Einmal, 1972 – Wepper war noch beim "Kommissar" – war er Hollywood ganz nah: Wepper spielte in der Musicalverfilmung "Cabaret" neben Liza Minnelli unter der Regie von Bob Fosse einen jüdischen Lebemann in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus. Gedreht wurden die Innenaufnahmen in den Bavariastudios, die Außenaufnahmen entstanden überwiegend in Westberlin.

Der Film gewann acht Oscars. Zwar kam es im Anschluss zu keinem Engagements in den USA, aber Wepper blieb eine lebenslange Freundschaft mit Liza Minelli.
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