Das rohe Klang-Fleisch

Joe Bonamassa spielt am 30. Mai in der Muffathalle
von  Abendzeitung

Joe Bonamassa spielt am 30. Mai in der Muffathalle

Es gibt diese Momente. Wir sitzen in unserer Küche, wälzen die aktuelle CD-Sammlung zum zweiten Mal um und spüren: Irgendetwas fehlt. Es ist der dicke Klang eines Humbuckers. Glühende Elektronenröhren. Gitarrengötter-Sound. Idealerweise merken wir dann, dass wir die neue Joe Bonamassa übersehen haben: „The Ballad of John Henry“. Vibrierendes Feedback.

Dann stapft das Riff los, wie in Eisenschuhen. Und Bonamassa singt über den uramerikanischen Held der Arbeit, während mittlerweile die Ketten rasseln und die akustische Bottleneck-Guitar im Delta-Blues schaukelt. Das kann man sich nicht nostalgisch-distanziert anhören. In „Last Kiss“ gibt er uns zum Shuffle-Beat das rohe Fleisch des jaulenden Instruments.

Der 32-jährige Amerikaner ist seit seinem ersten Album im Jahr 2000 zu einem der herausragenden Blues-Interpreten gewachsen. Denn dieses Genre ist nichts für kalte Techniker, sondern für Künstler, die bereit sind, sich dem Sound hinzugeben und zu überraschen. Auch mal mit einem stockbesoffenen Honky-Tonk-Piano wie in „Jockey Full Of Bourbon“. So hat sich Bonamassa mittlerweile aus dem Insiderbereich für Spezialisten vorgearbeitet zu einem breiten Publikum, hat die Londoner Royal Albert Hall gefüllt und dort Eric Clapton auf die Bühne geholt.

Christian Jooß

Muffathalle, Zellstraße 4, Sonntag, 20 Uhr, Eintritt: 30 Euro, Infos: www.muffathalle.de

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