Das Phänomen des Jahres
Lange Zeit schrieb die Britische Schriftsteller Jojo Moyes ihre Romane ohne große Öffentlichkeit, mittlerweile ist sie in drei Dutzend Sprachen übersetzt und dominiert die Bestsellerliste
Fast ein ganzes halbes Jahr lang stand die Britische Schriftsteller Jojo Moyes mit ihrem Roman „Ein ganzes halbes Jahr“ auf Rang eins der „Spiegel“-Bestsellerliste (Paperback), diese Woche wurde sie vom Sockel gestoßen – von Jojo Moyes’ „Eine Handvoll Worte“. Eine Million verkaufter Exemplare von „Ein ganzes halbes Jahr“ vermeldet nun der Rowohlt Verlag, der Nachfolger ist seit dem 4. Oktober auf dem Markt und hat bereits 150 000 Exemplare verkauft. Keine Frage, die 44-jährige britische Journalistin und Autorin ist das Phänomen des Jahres.
Seit 2002 hat Moyes neun Familiensagen und Liebesromane verfasst, lange mit sehr überschaubarem Erfolg in ihrer Heimat und auch bei uns. Erst mit „Me Before You“ (dt. „Ein ganzes halbes Jahr“), die Annäherung einer Pflegerin und eines reichen, gelähmten Mannes, begann für die dreifache Mutter das Bestsellerleben. Von „Ziemlich beste Freunde“ will Moyes übrigens erst nach Abschluss des Skripts erfahren haben, Anstoß für ihre Geschichte war ein britischer Fall.
Seit 2007 führt die ungemein produktive Autorin ihren Blog und versorgt die wachsende Zahl von Fans aus mittlerweile drei Dutzend Sprachräumen mit Nahaufnahmen: Das Leben einer Autorin als Albtraum („Ich habe heute 50<TH>000 Worte vernichtet, es fühlt sich an wie eine Amputation“) und als Märchen („Die Tatsache, dass jemand mich dafür bezahlt, nach New York zu fliegen, macht mich ganz schwindelig“), dazwischen kulinarische Fundstücke aus den Lesereisen: „Schweden hat die besten Puddings (und ja, ich weiß wie kindisch das ist)“.
New York allerdings bringt den Durchbruch. Die Rezensentin der „New York Times“ schreibt, dass sie nach der Lektüre von „Ein ganzes halbes Jahr“ in Tränen aufgelöst war: „Ich wollte dieses Buch nicht besprechen, ich wollte es einfach noch einmal lesen.“ Sie nannte das Buch „A real weepy“ und half der Autorin zum Aufstieg in der „New York Times Bestsellerliste“. Große Gefühle, Märchen aus der modernen Welt, wahrscheinlich liegt ja darin der Zauber der Autorin: Sie rettet den Geist von Jane Austen ins 21. Jahrhundert.
In „Eine Handvoll Worte“ (im Original mit dem viel schöneren Titel „The Last Letter from your Lover“) gibt es noch alle Zutaten der großen Romanze: Eine unmögliche Liebe, schmachtende Liebesbriefe, unschuldige Seelen. Die Journalisten Ellie Haworth hat eine Affäre mit einem verheirateten Schriftsteller und entdeckt im Zeitungsarchiv einen Jahrzehnte alten Liebesbrief. Dieser führt sie hinein in eine hoch emotionale Geschichte, die auch ihr Leben ändern wird.
Man mag das alles unsäglich kitschig finden, aber Moyes, zweifache „Romantic Novel of the Year“-Preisträgerin, versteht ihr Handwerk perfekt und begeht auch nicht den Fehler, die Gefühlskraft ihrer Geschichten durch Ironie abzufedern.
Beim Rowohlt Verlag hat man sich nun entschlossen, alle Romane der Autorin sukzessive neu zu veröffentlichen. Das nächste Buch allerdings wird das erste, was Moyes nach ihrem Durchbruch verfasst hat: Im Juni 2014 erscheint „Weit weg und ganz nah“.
Jojo Moyes: „Eine Handvoll Worte“ (Rowohlt Polaris, 14.99 Euro)