Das Orchester ist die eigentliche Primadonna

Giacomo Puccinis „Madama Butterfly” mit Roberto Alagna im Nationaltheater
von  Abendzeitung

Die alte „Bohème” aus dem Jahr 1969 und Otto Schenks „Rosenkavalier” von 1972 haben wenigstens Charme. Von der 39 Jahre alten „Butterfly” mit ihren notdürftig als Japanerinnen angemalten Chor-Damen lässt sich das schwerlich behaupten. Nur erstklassige Sänger können den Verbleib im Repertoire rechtfertigen.

Derzeit wird immerhin Roberto Alagna aufgeboten. Nach allerlei Auf und Ab hat sich dessen Karriere wieder stabilisiert. Sein Tenor ist eine gute Legierung aus Metall und Schmelz. Er ist nicht gerade ein herausragender Stilist, sondern singt am liebsten aus dem vollem Hals. Als Pinkerton spielt sich der Italo-Franzose mehr oder weniger selbst: als Draufgänger. Das passt alles gut zusammen und macht sein Rollenporträt zu einer runden Sache.

Leider hatte er keine angemessene Partnerin. Der Hoftheater-Japonismus und die manierierten Gesten der Bulgarin Svetla Vassileva halten das Schicksal der Butterfly lange vom Herzen des Zuschauers fern. Ihre Stimme springt erst im vollen Forte richtig an, die Mittellage ist eher uninteressant. Leiseres wie „Un bel di vedremo” hinterlässt keinen nachhaltigen Eindruck. Mit ihrer kräftigen, schon leicht tremolierenden Stimme legt sie immerhin einen anständigen Schlussmonolog hin, der seine Wirkung ohnehin kaum verfehlt.

In späteren Vorstellungen wird die Sängerin sich gewiss auch noch zum exakt komponierten Zeitpunkt erstechen. Sie war umgeben von achtbaren Ensemble-Sängern wie Okka von der Damerau (Suzuki), von denen sich Franco Vassallo als Sharpless nicht weiter abhob. Der Dirigent Stefano Ranzani dehnte die letzten Takte zwar wie Kaugummi, hielt die Aufführung aber sonst gut zusammen. Als eigentliche Primadonna erwies sich wieder einmal das Bayerische Staatsorchester mit gefühlvoll gespielten Bläser-Soli und seinem warmen dunklen Klang, der bestens zu Puccinis Musik passt.

So weit, so gut. Diese „Butterfly” ist ein Museumsstück, von dem der gröbste Staub abgewischt wurde. Aber mitfühlende Emotionen tieferer Art setzt sie leider nicht mehr frei. Und deshalb wäre es an der Zeit, diese Inszenierung endlich dem Faschingsverkauf zu übergeben. Dafür sind ihre Kostüme gerade noch gut genug.

Wieder heute sowie am 25. 2. und 1. 3., 19 Uhr, wenige Restkarten, Tel. 2185 1920

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