Das lange Warten auf die Unsterblichkeit
Mal verschwindet er geheimnisvoll, dann blitzt er im Stroboskoplicht auf, bis er eine gefährlich-grünliche Färbung annimmt. Wohl selten wurde der Schriftzug einer Band so in den Vordergrund gerückt wie beim Auftritt von Evanescence im gut gefüllten Zenith.
Aber die Alternative Metal Truppe buhlt nicht ohne Grund um Aufmerksamkeit. Denn fünf Jahre war die Gruppe von der Rock-Bildfläche verschwunden. Im knallharten Musikgeschäft eine Ewigkeit – Umbesetzungen zwangen Frontfrau Amy Lee zur Kreativpause. Die Wartezeit findet live ihre Entsprechung. Erst nach zwei Vorgruppen ist es um kurz nach halb zehn endlich soweit, und die schwarz gekleidete, mit bunten Stofffetzen drapierte Sängerin springt zur aktuellen Single „What You Want” auf die Bühne.
Hardrock ist angesagt, ohne große Ansagen, ohne Soloeinlagen der statischen Band und ohne aufdringliche Showeffekte. Und doch vermissen die Fans etwas: Die elegischen, pianolastigen Songs, die Amy im Mittelteil des Konzerts dann wie zur Entschuldigung wieder stärker einbaut. Hier kann sie ihre Stärken ausspielen, die Töne endlos lange dehnen, „Herr der Ringe”-Stimmung verbreiten.
Auffällig ist, wie schnell Evanescence durch ihre ähnlich strukturierten Lieder hetzen, als würde ein Flieger auf sie warten. Selbst ihre Hitsingle „Bring Me To Life” will in der Hektik nicht so Recht zünden.
Überraschend gibt es ihn aber noch, den großen Moment, der noch einmal klar macht, warum man die Nu Metaller vielleicht doch vermisst hat. Nach knapp einer Stunde rollt Amy in „My Immortal" den Gefühlsteppich aus, lässt blaue Sterne funkeln, Feuerzeuge gesellen sich zu den leuchtenden Handy-Displays. Ein bisschen Mystik, ein bisschen Kitsch, aber auch Intimität, und am Ende sogar Gänsehaut