Das Japan-Gastspiel entzweit die Staatsoper
Ein geplantes Gastspiel in Japan wird zur Belastungsprobe für die Bayerische Staatsoper. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Opernkreisen erfuhr, regt sich im Haus heftiger Widerstand gegen die Konzerttournee im Herbst. Von einer „sehr angespannten Situation“ ist die Rede. Zahlreiche Musiker und Mitarbeiter wollen demnach nicht mit in das von der Erdbeben- und Atomkatastrophe erschütterte Land reisen – aus Angst um ihre Gesundheit.
In einer emotionalen Krisensitzung hatten Opernintendant Nikolaus Bachler und Generalmusikdirektor Kent Nagano versucht, die Wogen zu glätten. Musikern und Mitarbeitern wurde angeboten, für die Zeit des Gastspiels – für das eigentlich Reisepflicht besteht – unbezahlten Urlaub zu nehmen. Bis Ende kommender Woche müssen die Mitarbeiter die entsprechenden Anträge für eine solche Karenz einreichen, wie Opernsprecher Christoph Koch am Freitag bestätigte. Rund 400 Mitarbeiter seien für die Reise eingeplant – wie viele von ihnen wirklich mitfahren, sei noch völlig unklar.
Erst am Mittwoch hatte die Staatsoper mitgeteilt, an ihrer für Herbst geplanten Japan-Tournee festzuhalten. Zwischen dem 12. September und dem 12. Oktober stehen zehn Vorstellungen auf dem Programm – darunter Wagners „Lohengrin“ mit Jonas Kaufmann in der Titelrolle.
Eine Absage kommt allein aus finanziellen Gründen nicht infrage. Auf die Oper kämen hohe Entschädigungszahlungen zu. „Das wären sicher einige Millionen“, sagte Opernsprecher Koch. Denn für Japan besteht keine offizielle Reisewarnung.
Darum versucht die Staatsoper, der Belegschaft die Angst vor der Reise zu nehmen. Ein Notfall-Evakuierungsplan soll entwickelt werden, außerdem soll während der Reise das Trinkwasser kontrolliert werden. „Aufgrund der offiziellen Bewertung der Situation in Tokio sowohl von japanischer als auch von deutscher Seite besteht zur Zeit keine Gesundheitsgefährdung“, hatte Intendant Bachler am Mittwoch in der Reiseankündigung betont. In der Oper heißt es: „Das ist zu einer Glaubensfrage geworden.“