Das Idol aller Spaßmacher

Jerry Lewis wird heute 85. Graeter kennt ihn aus alten Tagen und würdigt ihn, der Clownbilder sammelt, mit Dean Martin berühmt wurde und härteste gesundheitliche Schläge erdulden musste
Michael Graeter |
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Was Grock für Clowns, ist Jerry Lewis für Komiker. Alle haben sie von ihm abgekupfert, selbst Otto Waalkes wie Guttenberg von Johann Wolfgang von Goethe. Grimassen-Guru Joseph Levitch, so sein bürgerlicher Name, feiert heute seinen 85. Geburtstag. Es grenzt an ein Wunder, dass der quirlige Spaßvogel überhaupt so alt wurde. Jerry litt an Prostatakrebs und einer gefährlichen Magenblutung, überstand einen Herzinfarkt, eine Wirbelsäulenfraktur und eine schwere Lungenkrankheit. Nicht förderlich war seine Tablettensucht, und 1982 beteten sie schon alle ein Vaterunser, weil er 17 Sekunden klinisch tot war. Auch jetzt geht es ihm nicht gerade blendend, aber er ist offensichtlich ein Stehaufmännchen mit der Anschauung: Ein Guter hälts aus, um einen Schlechten ist es nicht schade.

Schon als Knirps fühlte er „Schminke im Blut”, mit 18 löste er mit seiner Komik Lach-Orgien in den Sälen aus. Seinen weltweiten Durchbruch erlebte er mit dem neun Jahre älteren Sänger Paul Dino Crocetti alias Dean Martin. Sie wurden das Dreamteam und es schneite Dollars, 300000 pro Woche. Von Charly Chaplin holte sich Jerry Lewis Tipps für das Schneiden seiner Komik-Filme wie die Kassenknüller „Der Regimentstrottel”, „Geisha Boy”, „Hallo Page” oder „Geld spielt keine Rolle”. Bedauert hat der Star-Komiker eigentlich nur, dass er Billy Wilder einen Korb gab, der ihn für seinen Welt-Hit „Some like it hot” verpflichten wollte. Die Rolle bekam Jack Lemmon und heimste einen Oscar ein.

Bei seinem letzten Live-Auftritt in München lernte ich Jerry privat kennen. Wir gingen gemeinsam zum Essen bei „Boettner” und amüsierten uns in der damaligen In-Disco „Eastside”. Als ich hörte, dass er Ölgemälde mit Clown-Konterfeis sammelt, schenkte ich ihm ein Musik-Clown-Bild von Constanze Bäuml, das in meiner Schwabinger Wohnung hing. Jerry war ganz seelig. Ein paar Jahre später, als ich in Las Vegas heiratete, entdeckte ich auf dem Billboard des „Barnes”-Hotels, dass Lewis dort sein Gastspiel gibt. Ich ergatterte zwei Karten und saß mit meiner frisch Angetrauten in Reihe 12, Mitte. Die Show begann und Jerry hämmerte seine Schreibmaschinen-Nummer herunter. Mittendrin hielt er inne, spähte auf unsere Plätze und rief gellend „M-i-c-h-a-e-l”. Dann kletterte er wie Roberto Benigni („Das Leben ist schön”) bei der Oscar-Verleihung über die verduzten Zuschauer zu unseren Plätzen. Meine Frau wäre am liebsten im Boden versunken.

 

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