Das Goldmund Quartett im Prinzregententheater
Das siebte Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch erinnert ziemlich an dessen Zehnte. Eher nachdenkliche Sätze rahmen ein gewalttätiges, kratziges Scherzo. Nur ereignet sich all das verdichtet und konzentriert in 12 Minuten, sozusagen als Essenz dieser Bekenntnismusik.
Das in München beheimatete Goldmund Quartett arbeitet am Anfang heraus, wie die erste Violine eine Frage stellt und das Cello ziemlich redselig antwortet - beide fast vibratolos, sozusagen hinter vorgehaltener Hand. Im wilden Scherzo lassen die vier Musiker dann alle vorher zurückgehaltenen Emotionen los, ehe sich der wilde Ausbruch in einem Walzer auflöst.
Sanfte Stimmen bevorzugt
Das wirkt rückblickend überraschend, weil das Quartett anschließend Alexander Borodins Nr. 2 und Ludwig van Beethovens op. 130 im Zweifel eher lyrisch und gesanglich anging. Bei Borodins ruhiger, weniger auf Dialog, Drama und Konflikt angelegter Musik überzeugte die Ausgewogenheit der Stimmen und die ungewöhnliche Wärme des Klangs. Bei Beethoven überwogen die sanften Töne. Aber wenn es darauf ankommt, kann das Goldmund Quartett auch anders: Das unwirsche Trio erinnerte an Schostakowitsch, im dritten Satz machten die Musiker die lächelnde Heiterkeit des "poco scherzando" hörbar.
Das kraftvolle Fortissimo sparte sich das Goldmund Quartett für das Finale nach dem warmherzigen Legato-Gesang der Cavatina auf, die "Große Fuge". Hier wurden das Geräuschhafte und der Furor kraftvoll ausgespielt, während die lyrischen Passagen ein wenig zu hingetupft wirkten.
Gaudi nach Beethoven?
Die klangliche Vielfalt ist eine Stärke von Florian Schötz, Pinchas Adt, Christoph Vandory und Raphael Paratore. Eine starke eigene Sicht auf die Literatur hat das Ensemble auch. Zu den führenden Quartetten der jüngeren Generation ist es bereits aufgestiegen, auch wenn das in der Heimatstadt der Musiker noch nicht von allen bemerkt wurde. Und auch in Zukunft kann man von diesen perfekt aufeinander eingespielten Musikern noch einiges erwarten.
Nach der "Großen Fuge" fallen Zugaben schwer. Die Musiker entschieden sich für Mendelssohns "Venezianisches Gondellied" in einer Quartett-Bearbeitung. Danach folgte noch Bayerisches: der Samerberg-Marsch. Das jüngere Publikum war begeistert, Puristen rümpften darob die Nase. Gaudi nach Beethoven? Wenn's aber hilft, mehr und vor allem jüngere Leute in solche bis heute elitär wirkenden Konzerte zu bringen, was sollte daran falsch sein?
In der gleichen Reihe gastiert am 29. Januar das Hagen Quartett. Infos unter muenchen.hoertnagel.de