Das Geheimnis seines Erfolgs
München - Er arbeitet in einem kugelsicheren Van, wird von einem schweigsamen Bodyguard begleitet, seine Freizeit verbringt er bei Mixed-Martial-Arts-Kämpfen. Außerdem ist Sebastian Rudd Anwalt und John Grishams (61) neuester Held. Rudd hat in "Der Gerechte" (Heyne, 416 Seiten, 22,99 Euro) nicht nur ein ausgefallenes Hobby, er kämpft auch mit der Mutter seines Sohnes, die ihn wegen einer Frau verlassen hat und lässt sich mit zwielichtigen Gestalten ein.
"Der Gerechte" von John Grisham gibt es hier
In seinem Job verteidigt er die, die schon verurteilt sind, bevor sie überhaupt einen Gerichtssaal betreten - wie Gardy, der einen Doppelmord an zwei Mädchen verübt haben soll... Das macht Rudd weder in der Bevölkerung, noch bei Richtern und Staatsanwälten beliebt, der Anwalt wird selbst zum potenziellen Anschlagsopfer. In verschiedenen Episoden aus dem Leben des Strafverteidigers dürfen die Leser in die privaten und beruflichen Verwicklungen Rudds eintauchen.
Grisham war selbst Anwalt
Dass John Grisham der Meister der Justizthriller ist, wird auch in "Der Gerechte" deutlich, wenn Rudd sich neben seinen privaten Kriegsschauplätzen Duelle in Gerichtssälen liefert. Und auch wenn das Buch für den ein oder anderen Grisham-Fan sicher stellenweise überraschend daherkommt - ganz neu erfindet sich der 61-Jährige auch dieses Mal nicht. Warum auch: Hier ist der Bestsellerautor zu Hause. Bis 1991 arbeitete er schließlich selbst mehrere Jahre als Anwalt. "Die Jury" entstand, nachdem Grisham im Gericht die Zeugenaussage eines minderjährigen Vergewaltigungsopfers gehört hatte - er begann, ein Buch darüber zu verfassen, was passiert wäre, wenn der Vater des Mädchens ihre Peiniger ermordet hätte.
Grisham arbeitete hartnäckig an seiner zweiten Karriere
Seine Karriere als Schriftsteller verdankt er aber auch seinem Durchhaltevermögen. Drei Jahre hatte Grisham an "Die Jury" gearbeitet, er schrieb nebenbei, stand dafür angeblich um 5 Uhr morgens auf oder arbeitete daran zwischen Meetings und Gerichtsanhörungen. Zunächst schien das ziemlich umsonst gewesen zu sein: Das Manuskript wurde von 28 Verlagen abgelehnt. Im Juni 1989 kam es dann doch noch heraus - in einer knappen Auflage von 5.000 Exemplaren. Zum Bestseller wurde das Buch erst, als es erneut verlegt wurde, nachdem Grisham sich bereits einen Namen gemacht hatte.
Unterstützung aus Hollywood
Dies gelang ihm schon mit seinem zweiten Buch über einen vielversprechenden jungen Anwalt aus armen Verhältnissen, der von einer scheinbaren Top-Kanzlei eingestellt wird - die allerdings einige dunkle Geheimnisse hat. Die Filmrechte konnte er an Paramount Pictures verkaufen - was auch die Verleger auf den Plan rief: "Die Firma" wurde der meistverkaufte Roman 1991 und blieb 47 Wochen auf der Bestsellerliste der "New York Times". Der Film kam 1993 mit Tom Cruise in der Hauptrolle in die Kinos. Es folgten weitere hochkarätig besetzte Verfilmungen seiner Bücher mit Stars wie Julia Roberts, Gene Hackman, Sandra Bullock, Susan Sarandon oder Dustin Hoffman. Regie führten unter anderem Sydney Pollack, Francis Ford Coppola, Joel Schumacher und Alan J Pakula.
Jedes Jahr ein Buch
Den nützlichsten Hinweis hätte er zu Beginn seiner Karriere erhalten, wie Grisham dem "Guardian" verriet. Eine sehr junge Führungskraft habe ihm im Vorbeigehen gesagt, dass "die großen Jungs jedes Jahr was Neues bringen". Er sprach über Tom Clancy, Stephen King, Michael Crichton, Robert Ludlum, Ken Follett, so Grisham. "Ich habe das laut und klar gehört." Er sei gerade halb mit "Die Akte" durch gewesen und hatte keine Ahnung, wann er fertig sein oder das Buch erscheinen würde. "Ich bin heimgefahren, habe mich 60 Tage eingesperrt und das Buch fertig gebracht", erzählt der Schriftsteller. Es kam ein Jahr nach "Die Firma" und ein Jahr später erschien "Der Klient". Diese drei Bücher hätten massiven Einfluss auf alles gehabt, was danach kam. "Die Jury" wurde neu aufgelegt und zum Erfolg. "Ich habe nichts davon geplant. Aber ich habe geplant, 'Die Akte' ein Jahr nach 'Die Firma' zu veröffentlichen und das war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe."
Weltweiter Erfolg
Grishams Bilanz kann sich dann auch sehen lassen. Ein Großteil der Bücher wurde Bestseller - "Publishers Weekly" ernannte ihn zum "meistgekauften Romancier der 90er-Jahre". Laut der Website Grishams wurden seine Werke über 275 Millionen Mal gedruckt und in 40 Sprachen übersetzt. Der Autor soll inzwischen eine dreistellige Millionensumme besitzen und tauchte auch schon auf der "Forbes"-Liste der bestbezahlten Celebritys auf.