Das Fußball-Finale bei ARD und ZDF
Sie war gut aufgehoben bei den Öffentlich-Rechtlichen, die gar nicht mal soooo spannende Titelentscheidung. Denn Dramatik und Gerhard Delling oder Fußballleidenschaft und Wolf-Dieter Poschmann, das passt ungefähr derart gut zueinander wie der VfL Wolfsburg und das Estadio Santiago Bernabeu.
Sei’s drum. So verzichteten sowohl ARD-Sportschau als auch ZDF-Sportstudio darauf, eine pseudo-emotionale Meisterschaftsfinalpseudokonferenz zu präsentieren. Beiden Sendern ging es darum, aus der Meisterpremiere des – abgesehen vom wirklich großartigen Fußball in dieser Saison – unglaublich drögen Konzernklub, eine so emtional wie mögliche Angelegenheit zu machen.
Was natürlich dem Stunden später sendenden ZDF besser gelang. In der ARD durfte kurz vor 20 Uhr – sogar die Ziehung Lottozahlen kam zu Felix Magaths Ehren später – ein gewisser Willi Hark als Außenreporter aus der VW-Metropole ran. Der dem gemeinen Fußballfreund unbekannte NDR-Mann – anscheinend ein Leichtathletikexperte – wurde zugeschaltet und prompt mitten im Satz auch wieder abgewürgt. Aber was soll’s. Die Erstversorgung in der ARD war, Delling sei Dank, aller Ehren wert und pannenfrei.
Das ZDF hatte selbstverständlich den partytauglichen Berufseuphoriker Rolf Töpperwien in die VW-Arena entsandt. „Töppi“ allein hauchte dem Triumph der Konzernkicker mehr Leben ein als alle Stimmungsbilder vom hässlichen Rathausplatz. Grad schön war’s. Grad lustig war’s, als Grafite und Josue ihren Trainer Magath lobten, als handele es sich beim Meistercoach aus Aschaffenburg um die Reinkarnation von – mindestens – Tele Santana. Final schossen Dzeko und Grafite draußen vor dem Wolfsburger Ritz Carlton – ja, das gibt’s da wirklich! – auf die Torwand. So muss das sein.
Jochen Schlosser