Das Bergson Kunstkraftwerk eröffnet: München leuchtet im Westen

In den 1920er-Jahren für Berlin geplant, Anfang der 40er im Krieg im Münchner Westen als Kraftwerk errichtet, aber nie fertiggestellt, war der Stahlbeton-Ziegelbau lange in einem Dornröschenschlaf. Jetzt wird im April das "Bergson" in Aubing als "Kunstkraftwerk" für ganz München eröffnet.
Ursprünglich wollten die Unternehmerbrüder Amberger hier ihre Unternehmenszentrale von Allguth, ihrer Tankstellen- und Getränkekette, einrichten. Dann erschien ihnen die fast 25 Meter hohe Halle mit modern-klassizistischer Fassade doch zu pompös und schade für eine Büronutzung. Und sie beschlossen mäzenatisch, das Gebäude zu einem öffentlichen Kunst- und Kulturzentrum zu machen. Jetzt - nach dreijähriger Bau- und Renovierungsarbeit eröffnet das "Bergson". Es ist benannt nach einem französischen Philosophen und Nobelpreisträger für Literatur, Namensgeber der benachbarten Straße zwischen Schloss Blutenburg und dem S-Bahnhalt Langwied.
"Momentan arbeiten über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und über 20 Aushilfen an diesem großen Projekt", erzählt Michael Amberger: "Und das Team wird weiterwachsen auf perspektivisch 130 Mitarbeitende." Programmdirektor Maximilian Maier ergänzt: "Mit seinen 20.000 Quadratmetern Gesamtfläche und neun mietbaren Räumen wird das Bergson Kunstkraftwerk erfreulicherweise bereits jetzt als spektakulärer Ort für Events wahrgenommen." Aber vor allem soll das Bergson ein öffentlicher Ort für Kultur und alle Menschen sein.

Da der Neubau mit neuem Konzertsaal erst im Oktober fertig wird, sprechen die Kulturmanager von einer "Eröffnungskaskade" unter dem Motto "Kultur neu spüren". Und so geht es von Housewarming-Partys über die Gastroeröffnung zum Gastspiel der Staatsoper zu einer Jazzreihe und Klassik, bis im Mai die Galerie eröffnet.
m Zwischen 9. und 13. April kann man die riesige Halle mit der eingezogenen Bel' Ètage mit Electronic Dance Music und Drinks für sich erobern. Roman Sladek, der künstlerische Leiter des Bergson, ist auch Bandleader der Jazzrausch Bigband, die dann am 20. April die gesamte Halle auf allen Ebenen bespielt: "Es soll ein Party-Konzert sein, bei dem man sich frei im Raum auf allen Ebenen bewegen kann, wo die Musiker auch verteilt und doch zusammenspielend in der großen Halle vertreilt sind. Es ist begehbares Tanzkonzert!", erklärt er.
m Am 20. April eröffnen dann die Bar Zeitlang und das gleichnamige Restaurant. "Die große Kunst wird sein, dass wir von vegetarisch bis klassisch ganz modern kochen und dabei nicht teuer sind", sagt Matthias Altmann, der Geschäftsführer für die Gastronomie und die Eventvermietung ist: "Denn das Bergson soll kein Ort sein, wo man einfach ein Kulturevent besucht und dann wieder geht, sondern ein Ort, wo man einen ganzen oder halben Tag verbringen mag." Wozu dann auch einmal der große Biergarten im Freien gehören wird. Und im Inneren wartet die Tagesbar Anima.
Klassik
Bereits vor jeglicher offiziellen Eröffnung komplett ausverkauft sind die Konzerte der Bayerischen Staatsoper mit Trickfilmprojektionen an die ehemaligen Kohlesilos: Prokofiews "Peter und der Wolf" (9. bis 14. April). Es folgen Klassikkonzerte am 14. Mai (Klavierstücke von Chopin und Rachmaninow) und am 20. Mai (Cello- und Klaviersonaten von Beethoven und Brahms). Der eigentliche neue Konzertsaal wird erst im Oktober eingeweiht.
Jazz
Die Reihe "Sonntag um vier" eröffnet im Bergson am 21. April mit einem jazzigen Impro-Quartett: hilde. Die vier Frauen stellen im Bergson ihr Album "Tide" vor.
m Moderner Tanz beginnt im Bergson am 24. April mit "2xGetanzt" von zwei Künstlerinnen, die jeweils das gleiche, kurze Musikstück choreografieren.
Galerie
Am 7. Mai eröffnen die Galerieräume in den ehemaligen Kohlesilos mit der Künstlerin Monira Al Qadiri. Die Ausstellungsflächen werden mit der Eröffnung des Neubaus am 12. Juli dann auf 2.000 Quadratmeter anwachsen.
So wird man in diesem Sommer bereits das gesamte "Kunstkraftwerk" in allen Facetten erleben können und ab Oktober dann noch den neuen, mit modernster elektronischer Akustik ausgestatteten Konzertsaal Elektra für 350 Zuschauer.
Die Stadt München dankt es nicht
Interessant bei alledem ist, dass man seitens der Stadt zum Bergson Kunstkraftwerk noch wenig gehört hat. Immerhin haben hier in bürgerschaftlichem Engagement zwei Brüder für Dutzende Millionen Euro der Stadt einen öffentlichen Ort für Kunst und Kultur hingestellt, was in diesem Ausmaß beispiellos ist. Richtig unterstützt wurde das Projekt anscheinend nicht. Hätte man nicht den Zugang vom S-Bahnhof Langwied innerhalb der letzten Jahre aufhübschen können? Dem Vernehmen nach, ist es auch den Projektleitern nie gelungen, einen Termin beim Oberbürgermeister zu bekommen, um das Projekt Bergson Kulturkraftwerk der Stadtspitze vorzustellen. Dabei hätten die Ambergers Anerkennung verdient, weil durch sie auch im Münchner Westen verstärkt gelten wird: München leuchtet.
Karten und Programm unter www.bergson.com