Da staunt der Superstar
„Wo Rauch ist, ist auch Feuer“: 2000 kamen allein schon zur Eröffnung des Kunst-Ereignisses der Saison in die Pinakothek der Moderne – auch der Künstler zeigt sich „einigermaßen überwältigt“
Es war nicht so voll wie erwartet, sondern gleich noch ein bisschen voller: 2000 Gäste füllten die Rotunde, die Treppen und die Galerien in den oberen Stockwerken der Pinakothek der Moderne, als Neo Rauch zur Eröffnung des Kunst-Ereignisses der Saison schritt: „Sie können mir glauben, dass ich einigermaßen überwältigt bin angesichts dieses Ansturms.“
„Begleiter“, die große Rauch-Retrospektive zum 50. Geburtstag des Leipziger Malers, schickt sich an, alle Rekord-Erwartungen noch zu übertreffen. „Die Eröffnung sprengte fast den logistischen Rahmen“, so Museums-Sprecherin Tine Nehler. Von Franz Herzog von Bayern bis Tourismus-Chefin Gabriele Weishäupl waren alle gekommen, lediglich die internationale Sammler-Prominenz musste vulkanaschebedingt überwiegend zu Hause bleiben.
Die Redner redeten das Übliche
Die Eröffnungsreden wurden der Vielschichtigkeit des ausgestellten Werks nicht wirklich gerecht. Sammlungs-Generaldirektor Klaus Schrenk schwurbelte weihevoll von einer „Ausstellung, die einen mit großer Meisterschaft ausgeführten Werkverlauf vor Augen führt“. Kunstminister Wolfgang Heubisch driftete ins Komische, als er Rauch die ganze Liberalität Bayerns in Aussicht stellte: „Die Tore Münchens werden Ihnen offen stehen, wann immer Sie glauben, dass Sie die Hauptstadt des Freistaats besuchen wollen.“ (Rauch erklärte später lächelnd, dass er dies „sehr beruhigend“ finde.) Immerhin deutete Heubisch an, dass er gerade konstruktive Gespräch zu einem seiner Lieblingsthemen führt, nämlich der Aufwertung des Münchner Museumsviertels.
Sponsor Rudolf Faltermeier vom Sparkassenverband erhielt berechtigten Beifall für die breit gestreuten Kunstförder-Millionen seiner Bank und verkniffenes Geschmunzel für seine Wortakrobatik: „Ich kann Ihnen versichern: Wo Rauch ist, ist auch Feuer.“ Da musste nur noch Kurator Bernhart Schwenk erklären, was denn eigentlich der Grund für die Ausstellung (und die Parallel-Schau in Leipzig) sei: „Das Werk selbst.“ Da staunte sogar der Superstar.
An den Wochenenden wird nun ein übergroßer Besucheransturm erwartet. Wer die 60 Bilder von Neo Rauch möglichst ruhig genießen will, sollte unter der Woche vormittags oder donnerstags am Abend kommen.
Michael Grill
Bis 15. August, Di – So 10 – 18 Uhr, Do bis 20 Uhr. Am 20. Mai findet ein Künstlergespräch mit Neo Rauch im Ernst-von-Siemens-Auditorium statt