Da muss man liberal sein
„In Rio steht ein Hofbräuhaus“: Der deutsche Publikums-Liebling Wigald Boning hat mit Witz die Welt bereist – ein lustiger Kulturschock
Wigald Boning ist leidenschaftlicher Ausdauersportler und beruflicher Allrounder – mal tritt er als Komiker auf, arbeitet als Komponist und Musiker, moderiert im weißen Professorenkittel Wissensquize oder schreibt wie jetzt ein Buch. „In Rio steht ein Hofbräuhaus“ erzählt von Bonings schrägen Reise-Erlebnissen auf fast allen Kontinenten.
AZ: Herr Boning, waren Sie heute schon sportlich?
WIGALD BONING: Auf dem Zimmerfahrrad sitzend habe ich mir heute früh ein bisschen die Winter-Olympiade angeschaut. Eishockey und Shorttrack, was so ähnlich ist wie Eisschnelllauf, aber auf einer kürzeren Bahn und mit mehr Action. Ich kenne Vancouver eigentlich nur aus der Luft, denn dort sind wir umgestiegen, als es zur Fulda Challenge in den hohen Norden Kanadas ging. Ich war im Team mit Birgit Fischer. Wir haben so Sachen gemacht wie Luftkissenboot-Rennen oder Halb-Marathon. Darüber habe ich auch eine Geschichte in meinem neuen Buch „In Rio steht ein Hofbräuhaus“ geschrieben.
Weiß Ihre Teamkollegin Birgit Fischer, dass Sie ihre Oberarme mit Heizungsrohren vergleichen?
Ich habe ihr die Geschichte vorher gezeigt, und sie hat mit einem ausgesprochen humorvollen Brief geschrieben, der mit den Worten endet: „Das ist doch lustig. Mach’ das mal genau so.“ Das fand ich klasse und habe das dann auch so gelassen. Ich gehe mit mir selber ja nicht weniger schonend um als mit den anderen, deshalb ist das schon in Ordnung.
Haben Sie manchmal auch geflunkert?
In Georgien wurden wir nicht, wie ich das im Buch geschrieben habe, zwei Wochen lang in einer Katakombe des Flughafens verhört. Zu der Zeit war ich relativ krank und hatte immer Fieber. Es gibt diese Passage, wo mir der Hotelportier die ganze Zeit über eine Prostituierte andrehen wollte – das hat sich so zugetragen. Ob er dann wirklich mit einer Gespielin bei mir im Zimmer stand, kann ich nicht mehr mit Gewissheit sagen. Es könnte auch ein Fiebertraum gewesen sein.
Sie erzählen in einer ähnlich humorvollen Art von Ihrer Hilfsaktion in Afghanistan.
Es gibt Situationskomik, die einfach so entsteht. Wenn der Dorfälteste eines afghanischen Dorfes einen damit begrüßt, dass er studiert habe und auch Arier sei, dann ist das total komisch. Diese Komik wird natürlich ständig von der ausgesprochen tragischen Gesamtsituation überlagert.
Gehört für Sie als Mitglied der ehemaligen Spaßpartei FDP Humor zur Politik?
Je mehr ich mich als Komiker in der Öffentlichkeit zur FDP äußern würde, umso mehr würde ich ihr schaden. Humor ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Das hat aber mit meiner Mitgliedschaft in der FDP nichts zu tun. So lange ich denken kann, bin ich Liberaler.
Nadja Mayer
Wigald Boning: „In Rio steht ein Hofbräuhaus“ (Rowohlt, 256 Seiten, 8.95 Euro)