Crooked Vultures im Zenith: Herz und Brust erbeben
Warum Josh Homme, Dave Grohl und John Paul Jones zusammen musizieren müssen, bewiesen sie am Sonntag im Zenith
Kein verzweifelter Zusammenschluss abgebrannter Ex-Rock’n’Roller. Auch keine vulgäre Zurschaustellung von Technik, wie Josh Homme selbst sagen würde: Dass diese Supergroup in genau dieser Konstellation zusammen kommen musste, bewiesen Them Crooked Vultures am Sonntag im Zenith.
Was auf dem eben erschienenen Debütalbum gut funktioniert, entfacht auf der Bühne eine Wucht, die Herz und Brustkorb erbeben lässt: Josh, die coole Wüstenrock-Sau, Homme, Dave-Trommelgott-Grohl und – muss man noch mehr sagen – Led Zeppelin-Bassist John Paul Jones beherrschen ihre Instrumente so gut, dass sie ihnen zum perfekten Spielzeug werden. Befreit von den übermächtigen Hits ihrer Hauptbands Queens of the Stoneage und den Foo Fighters wird die Bühne zur Spielwiese, auf der die drei ohne sich noch irgendwas beweisen zu müssen, die Sau rauslassen:
Die übermächtige Rhythmusfraktion aus Led Zeppelin-Bassist Jones und Nirvana-Drummer Dave Grohl entfacht eine Heftigkeit, die die tektonischen Platten zum Knacken bringt. Grohl treibt mal den Rhythmus gluckernd vor sich her, rumpelt kräftig nach vorne oder lässt es staubtrocken niederprasseln. Jones, der sich akustisch leider zuweilen nicht durchsetzen kann, funktioniert mit seinem funkig bis bluesigemnBassspiel ausgesprochen gut zu Hommes singender Gitarre.
Höhepunkte sind der stampfende Scumbag Blues, aber vor allem das druckvoll-schleppende Stück „Badoliers“: Homme und Grohl baden zweistimmig in harmonischem Moll, was aber dank eingestreuter Dissonanzen in den Riffs nie weinerlich zu werden droht – eher friert die Wüste zu.
Was Them Crooked Vultures über eineinhalb Stunden liefern, ist dermaßen lässig, sexy und trotzdem hingebungsvoll – davon können sich Röhrenjeans-tragende Art-Rock-Jungspunde noch eine Scheibe abschneiden.
Johanna Jauernig