Crashkurs für die Liebe

Alice Brauner, Tochter der Produzentenlegende Artur Brauner, erzählt in ihrer ARD-Komödie„So ein Schlamassel“ die eigene Geschichte: Jüdin verliebt sich in einen Deutschen
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Alice Brauner, Tochter der Produzentenlegende Artur Brauner, erzählt in ihrer ARD-Komödie„So ein Schlamassel“ die eigene Geschichte: Jüdin verliebt sich in einen Deutschen

Ich bin es leid, wenn wir Juden uns nur über den Holocaust definieren“, sagt Alice Brauner. „Wir haben so viel Humor, Tradition und Kultur.“ Genau das zeigt die 44-jährige Tochter der Produzentenlegende Artur Brauner (91) mit ihrem ersten komplett eigenständig produzierten Film. „So ein Schlamassel“ erzählt ihr eigenes Schicksal. Es ist die Geschichte einer jungen Jüdin, die einen Goi, einen Nichtjuden, liebt. Um des Familienfriedens Willen verwandelt Jil (Natalia Avelon) ihren Marc (Johannes Zirner) in Jonathan Rosenzweig und verdonnert ihn zum Crashkurs in jüdischen Bräuchen. Denn was sagt man einem Großvater (Rolf Hoppe), der die Problematik folgendermaßen auf den Punkt bringt: „Man weiß nie, ob einer aus seiner Familie jemanden von uns umgebracht hat.“

Es ist ein ernsthaftes Thema. Der Film aber ist heiter und nicht ohne spöttische Sticheleien. Das prominente Ensemble (darunter Michael Mendl, Marianne Sägebrecht, August Zirner und Gudrun Landgrebe) trägt dazu bei, dass die ARD-Produktion keineswegs ein Schlamassel ist. Brauner: „Ich will zeigen, dass ein entspanntes Verhältnis zwischen Deutschen und Juden möglich ist.“

Ernsthaftes Thema, heiter angepackt

Opa Mosches Rolle im Film entspricht der des Vaters in Brauners eigener Geschichte. „Meine Eltern sind beide Holocaustüberlebende. Die Wunden sitzen tief“, sagt die Berlinerin der AZ. „Als ich mich in einen Nichtjuden verliebt hatte, habe ich genau den Satz gehört: ,Was, wenn aus seiner Familie einer deinen Opa vergast hat.’“ Brauner heiratete und bekam Zwillinge, auch wenn der Konflikt „echt heftig war“, weil sie nicht wusste, wie sie den Spagat schaffen sollte zwischen der großen Liebe und der Sorge, der Familie weh zu tun.

Heute ist die Produzentin in zweiter Ehe mit dem Münchner Hut- und Zigarren-Erben Michael Zechbauer glücklich – wieder einem Goi. Die Familie feiert alle jüdischen und christlichen Feiertage gemeinsam. Die Zwillinge Ben und David, heute 11 Jahre alt, „bekommen eine jüdische Orientierung. Entscheiden sollen sie später aber selbst.“

Seit 2008 ist Alice Brauner Geschäftsführerin der CCC Film, mit der Artur Brauner Klassiker wie „Die Spaziergängerin von Sanssouci“, „Hitlerjunge Salomon“ und „Der brave Soldat Schwejk“ geschaffen hat. Früher habe sie nicht mit dem Vater zusammenarbeiten wollen, schließlich seien sie beide wahnsinnige Dickköpfe, erzählt Brauner. Also habe sie sich für den Journalismus entschieden. Sie arbeitete als Redakteurin, erst für Zeitungen, dann fürs Fernsehen. Zum Film kam Brauner erst, als 2005 die CCC-Produktion „Der letzte Zug“ zu scheitern drohte. Auf Wunsch des Vaters übernahm sie das Projekt.

Das Urteil des Vaters: Leider gelungen!

Gemeinsam planen Vater und Tochter gerade einen Kinofilm. „,Die Wunderkinder’ handelt von drei Kindern, die nicht verstehen, dass sie aufgrund des Wahnsinns der Erwachsenen nicht mehr befreundet sein dürfen“, erzählt Brauner. Die Kinder, zwei davon jüdisch, sind musikalisch hochbegabt und hoffen mit Hilfe der Begabung, den Nationalsozialismus zu überleben. Kai Wiesinger und Gudrun Landgrebe spielen mit, die Kinderdarsteller werden noch gesucht. „Es ist wahnsinnig schwer, hochbegabte Kinder zu finden, die Klavier und Violine spielen“, erzählt Brauner. „Kleine Musikgenies mit schauspielerischem Talent sollten sich an uns wenden.“

Und wie funktioniert nun die Zusammenarbeit mit dem Vater? „Sehr gut. Viel besser als befürchtet“, sagt Brauner und lacht. „Er ist die graue Eminenz im Hintergrund, die ich immer fragen kann. Ins direkte Geschehen mischt er sich aber nicht ein.“ In „So ein Schlamassel“ war Artur Brauner nicht involviert, gesehen hat er das Werk seiner Tochter aber bereits. Sein Urteil: „Leider gelungen.“

Angelika Kahl

ARD, 29. Januar, 20.15 Uhr

Kontakt zu CCC-Fim: b.westhausen@ccc-film.de

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.