Coconami: Sukiyaki und drei coole Katzen

„Ensoku“ – das neue Album von Coconami: japanisch-bayerische Wunderlichkeit
von  Abendzeitung

„Ensoku“ – das neue Album von Coconami: japanisch-bayerische Wunderlichkeit

Wer durch Haidhausen bummelt, der begegnet dem Ferdl Schuster von Zeit zu Zeit. Wie er mit dem Radl in seine eigene Wirtschaft fährt. Trachtenjacke, grüner Hut, der Schnurrbart weht im Fahrtwind. Vor dem No Mi Ya in der Wörthstraße schaukeln rote japanische Laternen. Drinnen bekommt man Kellerbier und Sushi. Es ist nicht direkt eine Szene, die man hier findet, eher eine kleine Oase in der zwei Kulturen leben. Hier kann man sich heranfühlen an das eben erschienene Album von Coconami: „Ensoku“ heißt es.

Miyaji hat beim Ferdl als Koch gearbeitet, war vor Coconami mit den Tiki Tiki Bamboos unterwegs, einer japanischen Surf-Band. Nami arbeitet als Musiktheapeutin. Vor zwei Jahren erschien Coconamis Debüt-Album – und war auf den ersten Blick so merkwürdig, wie München nur sein kann: eine Mischung aus Isarmärchen, bayerischem Volkslied, Ramones-Punk-Coverversionen, gespielt mit Ukulele, Blockflöte und anderen Gerätchen wie Melodica. Darüber Namis Stimme, zart fremd, mit einem Lächeln.

Stubenzünftige Ukulele

„Ensoku“ ist die logische Folge. Hier clashen die Kulturen nicht, sie genehmigen sich ein Tänzchen. Zuerst mal auf japanisch. Und dann gräbt man eine Valentin-Karstadt-Nummer aus. Einst sang die Liesl chinesisch, hier heißt die Bearbeitung „Nami singt japanisch?“. Lässig bayerisch zwinkernde Fantasie-Exotik. Stubnzünftig die ukluleleklingelnde „Stern Polka“. Leiber und Stollers „Three Cool Cats“, mit Glockenspiel, der lang vergangene Guns N’ Roses-Schnulzer „Sweet Child O’ Mine“, der alte Japan-Hit „Sukiyaki“ – wahnsinnig mutet einem diese Auswahl schon an. Aber Coconami haben für sich einen zierlichen Streichholzschachtelsound entwickelt, der das Unvereinbare selbstverständlich macht.

„Die Kaiserbirne“ – hier hat der Ferdl seinen Auftritt. Als großer bayerischer Vortragskünstler in einem herzzerfetzendes Stück, über einen Apfel, der sich in eine Kaiserbirne verliebt hat. Am Ende seines Lebens, allerdings, da zieht ihm ein gnädiges Fräulein sein „rotes Manterl“ aus und putzt ihn mit „heißen Küssen“ weg. Die Kaiserbirn hingegen kommt in den Ofen und endet als „oide zaache Kletzn“. So geht’s zu im wunderbaren Leben – nicht nur in Haidhausen.

Christian Jooß

Coconami: „Ensoku“ (Trikont), Release-Konzert 19. November, 21 Uhr, Import-Export, Goethestraße 30, www.trikont.de

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