Club „Neuraum“: Feiertempel für Partyanfänger

Münchens Jugend hat seit Freitag eine neue Disco: Neuraum, direkt unter dem Zentralen Busbahnhof an der Hackerbrücke. Zur Eröffnung kamen hunderte, wenn nicht tausende Schüler, Azubis und Studenten.
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Münchens Jugend hat seit Freitag eine neue Disco: Neuraum, direkt unter dem Zentralen Busbahnhof an der Hackerbrücke. Zur Eröffnung kamen hunderte, wenn nicht tausende Schüler, Azubis und Studenten.

Die Handschrift ist unverkennbar: Nachtgalerie. Kahle Hallen, dröhnende Beats, lässige Abiturienten, günstige Drinks und eine perfekte S-Bahn-Anbindung. Neuraum heißt der Partytempel am Busbahnhof, den die ehemaligen Betreiber der Nachtgalerie am Freitag eröffnet haben – oder sollte man sagen, in den Boden gestanzt haben. Denn hinter den Glastüren verbirgt sich ein Partytempel unter der Erde, auf vier Ebenen mit zumeist nackten Betonwänden.

Von freiem Willen kann an diesem Abend keine Rede sein: Es ist voll. Hunderte sind mit der S-Bahn zur Hackerbrücke getingelt, es staut sich auf der Treppe nach unten. Man kann nicht anders, als der Masse zu folgen. Und die will zum Gratis-Getränk. Galerie nennt sich dieser Raum, in dem R’n’B über die Masse schwappt. Er erinnert ein bisschen an dem Film Blade, bei dem Vampire in einer leeren Halle tanzen. Nur tröpfelt im Neuraum kein Blut von der Decke, sondern ein Aperol-Mix in die Gläser. Damit zieht man sich von der Bar dann auch zurück. In die Sitzgruppen hinter schwarzem Glas, in die Sessel an Ketten neben der Bar oder an die Panoramafenster, die einen Blick auf das Herz des Neuraum freigeben: Auf den Club an sich.

Die Halle, die über tausend Menschen fassen kann, ist der am tiefsten gelegene Raum. Während die Mädchen die langen Haare auf den Seitentribünen zu den Chartshits fliegen lassen, gibt es an der aus Holzkisten gebauten Bar Drinks. Billige Drinks: 4,50 Euro kostet ein Longdrink – so viel wie ein Mineralswasser in manchem Münchner Club. Allerdings ist der Drink seicht gemischt, den zwei Mädchen, die hier gerade die Führerscheinprüfung der einen feiern, reicht’s.

Auch an die Auswärtigen, die zur Wiesnzeit hier reinströmen dürften, haben die Betreiber von Neuraum bereits gedacht. Vor allem an die Kölner: Für sie gibt es in „Keksdose“, dem einzigen oberirdischen Raum, den Kölschkranz für 17 Euro. Dazu legt ein DJ im Konfetti-Hemd Schlager auf. Prompt verliert sich auch der erste Düsseldorfer hierher, der seine „Nationalität“ laut kundtut und sich beim DJ-Pult diverse Heimatsongs wünscht.

So heimelig es in der halbrunden Keksdose ist – die übrigens auch tagsüber geöffnet haben soll – es hilft nichts, einmal geht’s noch unter Tage, ein Raum versteckt sich noch im unterirdischen Labyrinth. „Salon“ nennt sich dieser letzte Tempel, Electro soll es hier geben. Fragt man einer der jungen Partygänger nach dem Electro-Sound weisen sie einen direkt in den R’n’B-Raum. Nun gut. Doch dann endlich, eine kleine Treppe, direkt bei den Toiletten. Noch mal geht es hinab. Und dann der Aha-Effekt: Zwischen verkleideten Wänden und einer Bar über der leere Wodkaflaschen schweben, tummeln sich die Harry-Klein-Anhänger. Wie abgesprochen haben sich alle jenseits der 25 Jahre in diesem Raum versammelt – und es wird sogar dezent geflirtet.

Dresscode: Männer in Jeans, T-Shirt und Lederjacke, dazu Sneakers, Frauen in Hotpants, dekolletierten Tops und mit viel Glitzer-Schmuck

Musik: So gut wie alles: Charts, Electro, R’n’B, House sogar Schlager und Evergreens

Geeignet für alle, die einfach nur blind feiern wollen, für alle Liebhaber der Nachtgalerie, des 4004, Kreuz 16, Drei Türme und des Max und Moritz.

Nicht geeignet für alle, die Angst um ihre Schuhe haben, schon über 30 sind und sonst gerne im 089, Baby, P1 oder Ed Moses feiern

Anne Kathrin Koophamel

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