Circus Krone: Dieter Nuhr empfiehlt „Nuhr die Ruhe“
Dieter Nuhr ist der Bundesbürger-Flüsterer. In seinem neuen Programm, vorgestellt in zwei ausverkauften Vorstellungen im Circus Krone, ruft Deutschlands beliebtester Kabarettist und politischster Comedian der von globaler Wirtschaftskrise geschüttelten Republik ein aufmunterndes „Nuhr die Ruhe“ zu.
Seinen ersten Weltuntergang erlebte der 48-Jährige nach eigenen Angaben mit dem Waldsterben und dem Borkenkäfer, der ähnlich bedrohlich aussieht wie „André Rieu mit Hörnern“. Als Überlebender von Ozonloch, Rinderwahn, Schweinegrippe und Klimakatastrophe hat er jegliches Krisengerede gründlich satt. Allerdings sollte man sich davor hüten, sich auf den Marktplatz zu stellen und auszurufen „Die Welt ist schön“ - das führe direkt in die Landesklinik: „Wir haben eine positive Weltsicht den Geisteskranken und den Volksmusikern überlassen“.
Im Gegensatz zur Mehrheit der Brettl-Zunft treffen Nuhrs Pointen nicht die Politiker, sondern ihre Wähler: Gelassen und unter jubelnder Zustimmung entwirft er im Verlauf des Abends vom Deutschen das Schreckensbild eines zu fetten, aus Mund und unter Achsel übel riechenden Jammerlappens. Auch das neue Nuhr-Programm ist wieder eine blitzgescheite Gratwanderung zwischen Pop-Kabarett und Reden ins nationale Gewissen.
Matthias Hejny