Chick Corea: Das Prinzregententheater als privates Übungszimmer

Chick Corea sieht aus, als wolle er sich den Fotos vergangener Zeiten annähern: Matte, Schnäuzer, Nickelbrille. Im Kopf aber hat er Abstand genommen von damals. Zuviel hat sich angesammelt im Hirn des legendären amerikanischen Jazz-Pianisten. Und irgendwie scheint es, als müsse alles raus.
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Chick Corea sieht aus, als wolle er sich den Fotos vergangener Zeiten annähern: Matte, Schnäuzer, Nickelbrille. Im Kopf aber hat er Abstand genommen von damals. Zuviel hat sich angesammelt im Hirn des legendären amerikanischen Jazz-Pianisten. Und irgendwie scheint es, als müsse alles raus.

Im ersten Teil seines Solo-Konzerts im Prinzregententheater macht sich der 68jährige über bekannte Themen diverser Tastenikonen her - geht sie zu schnell an, lässt sie nicht atmen und schüttet sie mit allem zu, was Hände und Datenbank hergeben. Warum kann der Mann eine schöne Melodie nicht für sich stehen lassen?

In Bill Evans "Waltz For Debbie" tritt Corea der imaginären Tanzpartnerin permanent auf die Füße und textet die Arme auch noch zu. Thelonious Monks wunderbar sperriges "Trinkle Tinkle" müllt er ebenso mit Informationen voll. Nach der Pause hielten ihn Notenblätter von der unerfreulichen Geschwätzigkeit des ersten Teils ab.

Corea wurde in launigen Ansagen nicht müde zu betonen, dass er das Prinzregententheater in sein privates Übungszimmer verwandelt habe. So fühlte es sich dann auch an, als er Scarlatti und Scriabin vom Blatt spielte. Mit seinen eigenen, impressionistisch eingefärbten, fast durchweg werktreu gespielten „Children´s Songs" kam dann wenigstens eine wehmütige Erinnerung an den frühen Corea hoch. Erst in der Zugabe aber offenbarte sich des Musikers Stärke – er ist ein begnadeter Kommunikator, einer, der den Dialog braucht, um aufzublühen. Geschickt instrumentalisierte er sein Publikum, das einen beeindruckenden Chor bildete und ihm die zugewiesene Aufgabe mit Ovationen dankte.
Ssirus W. Pakzad

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