Cash ist seine Medizin
Popper statt Pimp: Snoop Dogg geht auf seinem neunten Studio-Album „Ego Trippin“ neue Wege und legt eine Platte vor, die sich von funkigen Grooves und Synthie-Disko-Beats der frühen 80er Jahre inspirieren lässt.
Wer als Rapstar bei den MTV Europe Music Awards in Lederhosen moderiert, mit David Beckham Fußball spielt und als nächstes in einem Bollywoodfilm mitspielen will, darf sich auch musikalisch alles erlauben. Auf seinem neunten Studioalbum „Ego Trippin“ geht Snoop Dogg, dem Titel entsprechend, völlig neue Wege.
Konsequent verzichtet er bei seinen 21 Songs auf prominente Gäste oder angesagte Timbaland-Beats. Bereits die erfolgreiche Vorab-Single „Sensual Seduction“ gibt die musikalische Richtung vor. Weg vom Gangsta-Rap, hin zu funkigen Grooves und Synthie-Disko-Beats der frühen 80er Jahre.
Mit häufig elektronisch verzerrter Stimme („SD is out“) rappt und singt sich der Westküsten Hip-Hopper entspannt-säuselnd durch abwechslungsreiche Stücke, die durch hemmungslosen Synthesizer- und Vocoder-Einsatz, wie beim Dance-Hit „Cool“, verpoppt werden. Diese Retro-Spielereien setzen sich auch inhaltlich fort. Immer wieder erinnert der selbsternannte „Pimp“ an seine glorreichen Gangsta-Zeiten („Can`t say goodbye“) oder seine Liebhaberqualitäten. Die Selbstbeweihräucherung gehört zu Snoops Programm.
In „My Medicine“ besingt Snoop dann noch allen Ernstes den wahrhaftigen „American Gangsta“ Johnny Cash. Stilecht amüsiert der Country-Song mit selbstironischem Flair. Keine Frage: Neben medialer Omnipräsenz – zuletzt in einer eigenen Reality TV-Show – weiß Snoop Dogg nach 16 Jahren noch in seiner eigentlichen Domäne, der Rap-Musik, zu überraschen.
Florian Koch
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