Zurück zur Kindheit

Der King of Pop lebt weiter: Die „ Immortal World Tour” des Cirque du Soleil bringt Michael Jackson zurück in die Olympiahalle
Adrian Prechtel |
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Hier wollte er es noch einmal wagen: „This Is It”, in London, 50 Mal, in der O2-Arena, die 11000 Zuschauer fasst. Das wäre es gewesen, das durchinszenierte Über-Konzert-Event, ausstrahlend über den Pop-Globus. Aber dann starb der übernarkotisierte Michael Jackson im Frühsommer 2009. Und der 50-jährige King of Pop hinterließ eine trauernde Fanwelt.

Einer, der als Freund litt ist Travis Payne, ein Choreograf, der seit der „Dangerous”-Tour 1992 mit ihm zusammenarbeitete. „Michael Jackson – The Immortal World Tour” – das klingt, als könne man den Tod ungeschehen machen, Michael Jackson gespenstisch wieder auferstehen lassen. Aber hier, im Osten Londons, hinter der Bühne, erklärt der schwarze, kahlköpfige, alterslose Payne die Idee: „Man kann nicht so tun, als ob nichts geschehen wäre. Der Schock bleibt, dass er eben nicht da ist. Aber man kann ein Ereignis schaffen, das den Geist von Michael weiterträgt, ihn feiert als Künstler, Philosophen und ersten Globalkünstler, der die Welt als eine Gemeinschaft verstanden hat.”

Payne nimmt man seine Songs oder Teile daraus, zeigt Videos, baut Bühnenbilder wie den Gothic-Friedhof von „Thriller” und lässt kostümierte Tänzer seine berühmten Tanzschritte und Moves zitieren, den Moonwalk oder den Griff in den Schritt. Aber das alles wäre immer noch nur Reminiszenz. Es muss also noch ein anderes, starkes Element hinzukommen, um mehr als ein reines Erinnerungs-Zitat-Feuerwerk abzufeuern. Und hier kommt der Cirque du Soleil ins Spiel, zu dessen vielen Shows die „Immortal”-Tour gehört, die sich nach den USA von London aus mit 40 Trucks, 64 Tänzern, Musikern und Akrobaten auch durch Deutschland zieht – und am letzten Novemberwochenende dreimal in die Münchner Olympiahalle.

Akrobaten werden die Show entscheidend mittragen. Tara Young aus Kanada ist die Artistic-Chefin dieser Tour: „Die Kombination aus Michael Jackson und dem Cirque du Soleil ist naheliegend: Beide wollen das Fantastische und haben dabei versucht, die Grenzen des Künstlerischen immer weiter hinauszuschieben.” Daher hat man modernste Technik als Illusionsmaschine im Einsatz. Zu „I Just Can't Stop Loving You” tanzt ein Luft-Ballett in der verdunkelten Halle. Vier Frauen schweben in schwarzen Ganzkörper-Strumpfmasken-Kostümen. An ihren Körpern sind 600 LED-Leuchtpunkte fixiert, die in verschiedensten Farben aufblitzen, so dass sie wie bunt, rhythmisch sprühende Wunderkerzen-Geisterwesen ihre akrobatischen Formen in den schwarzen Hallenhimmel malen.

Das ist moderne Poesie. Und dem Perfektionisten Michael Jackson hätte sie gefallen. Und sicher auch, dass man ihn nicht nur seine Gesangsstimme hört, seine Choreografien zeigt, sondern auch seine naiv-sympathische Ideenwelt einbaut: die Liebe zur Kreatur – auch zu Tieren wie dem Schimpansen Bubble und zur Umwelt („Earth Song”). Dass die Show auch die Drill-Anfänge der Jackson Five eingebaut hat, gehört zur Wahrheit eines Peter Pans namens Michael, dem man die Kindheit gestohlen hat und der sie sich wiederholen wollte.

„Michael Jackson – The Immortal World Tour” des Cirque du Soleil: Sa., 24.11., 16 und 20 Uhr, So., 25.11., 19 Uhr, Olympiahalle, Karten Tel. 54 81 81 81

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