Zum Hoffest auf die Herreninsel
Schon als Kind ist mir dieser Sarastro auf die Nerven gegangen“, sagt Enoch zu Guttenberg. „Ich mag keine Männerbündler. Mich stören Leute, die einem Mohren 77 Sohlenstreiche verpassen. Und Frauen haben mir auch immer gefallen."
Das Unbehagen an der Frauenfeindlichkeit Sarastros und seiner Priester teilt der Dirigent mit vielen Liebhabern von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“. Aber Guttenberg ließ Taten folgen, ohne die Musik anzutasten: Zusammen mit seinem Dramaturgen Klaus Schönmetzler hat er Emanuel Schikaneders Text bearbeitet: Im Prinzregententheater erzählt der alte Papageno – gespielt vom Volksschausspieler Gerd Anthoff – die „wahre“ Geschichte mit allerlei Seitenhieben auf Gott, die Welt und den Bayernkönig Ludwig II.
Der spielt in Guttenbergs Version auch mit, weil diese Neufassung im Jahr 2010 zum ersten Mal bei den Festspielen im Spiegelsaal von Schloss Herrenchiemsee gezeigt wurde. Die Aufführung greift dabei auf eine alte Tradition zurück, die sich bei den Wittelsbachern genauso wie an anderen Höfen Alteuropas großer Beliebtheit erfreute: dem adeligen Laienspiel. Guttenbergs „Zauberflöte“ unterstellt, Ludwig habe seine Standesgenossen Sisi, Österreichs Kaiser Franz Josef und den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck zu einem Hoffest auf die Herreninsel geladen und mit ihnen die „Zauberflöte“ aufgeführt.
„Ich wollte in einer Aufführung all das bündeln, was man über den König weiß“, sagt Guttenberg. Die dafür nötige Kostümpracht hat er aus der Konkursmasse des Füssener Ludwig II.-Musicals entliehen. Mozarts Musik spielt die auf den Dirigenten eingeschworene Klangverwaltung im historsierenden Originalklang, die Chorgemeinschaft Neubeuern trägt schöne alte Trachten aus dem Oberland.
Guttenberg hofft, dass aus der Aufführung ein Kultstück wird wie der „Brandner Kaspar“. Auch sonst ist der Dirigent kein Mann lauwarmer Kunst- und Seelenzustände. Er brennt er für diese Aufführung: „Vielleicht wird es ein großer Mist“, ruft er zum Abschied. „Aber mir hat es eine Riesenspaß gemacht.“ Und so eine Haltung – das kann man jedes ohne Risiko versprechen – steckt jeden Zuschauer an.
Prinzregententheater, 3., 4., 5., 8., 9. November, Karten: 54 bis 99 Euro, Karten unter Tel. 93 60 93