"Wet" in die Badewanne

Pack die Badehose ein. Die Spätsommershow „Wet“ im Gop-Varieté-Theater
Wasserscheue sollten die ersten beiden Reihen meiden, denn in der neuen Show des GOP-Varietétheaters geht es, um es auf gut bayerisch zu sagen, nass nei. Die erste Überraschung gibt es bereits, wenn der Vorhang sich öffnet und den Blick auf ein Feuchtgebiet freigibt.
Wunderbar schillernd auch ohne Seifenblasen
Auf der Bühne türmt sich eine Landschaft aus einem halben Dutzend Badewannen. Das Klima ist hier ausgesprochen regnerisch, und mal rauscht ein Wasserfall, mal spritzt es mächtig, wenn sich Akrobaten ebenso kraftvoll wie kunstvoll in halbvollen Wannen räkeln.
Der Titel ist unmissverständlich: „Wet“ heißt „nass“. Das feucht-fröhliche Konzept ist ungewöhnlich, aber nicht mehr ganz neu. 2007 entwickelten die Regisseure Markus Pabst und Maximilian Rambaek das Wannen-Wunder für das Berliner Chamäleon-Theater und nannten es „Soap“.
Das seifige Spektakel wurde einer der größten Exportschlager der deutschen Varietészene. Nach den Auftritten in Berlin startete die Truppe ihre internationale Tournee vor acht Jahren im großen Deutschen Theater in München.
Mozart am Wahahahahahannsee
Die Seifenblasen sind nicht mehr dabei, aber an Schauwerten fehlt es dennoch nicht. Das Lichtdesign bei hoher Luftfeuchtigkeit ist beeindruckend bis überwältigend. Zudem gibt es einiges auf die Ohren, denn die litauische Sängerin Lina Navakaite begleitet die Körperkunst mit stimmgewaltig stimmungsvollem Gesang. Leitmotiv ist „Pack die Badehose ein“, der Sommerschlager aus den 1950er-Jahren. Conny Froboess’ Hit vom Badespaß am Wannsee erklingt im Stil der Beatles, als Mozart-Arie mit vielen Koloraturen („Wahahahahannsee“) oder gar atonal als wäre es von Arnold Schönberg.
Die vielen sehr unterschiedlichen Nummern vom Wischmop-Ballett bis zum Körperkunst-Klassiker werden von der etwas schlichten Clownerie der Belgierin Ximena Ameri miteinander verbunden. Begeisternd sind sowohl die muskulöse Akrobatik von Daniel Stern an Strapaten und an der Wanne als erstaunlich anspruchsvollem Turngerät als auch das quirlige Spiel mit der Schwerkraft von Mandi Orozco am Vertikaltuch oder das sensationell leicht schwebende Finale des jungen Nachwuchstalents Moritz Haase am Trapez – weit über dem Wasser.
GOP-Varietétheater, bis 6. November, täglich außer Montag, Sa und So sogarzweimal täglich, 21 02 88 444