Wenn der Guglhupf zum Sportgerät wird
Omi sitzt im Sessel am Kamin und strickt. Vielleicht träumt sie es nur – oder Geister in ihrem Haus treiben Schabernack mit ihr: Plötzlich findet sie sich in schwindelnder Höhe wieder und ihre Wollknäuel sind nur über ein Drahtseil zu erreichen. Die alte Dame, gespielt von Charlotte Boiveau, wächst erstaunlich mit den artistischen Aufgaben, und einen Drahtseilakt mit Krückstock sieht man nicht alle Tage.
Von solchen Einfällen sprüht die neue Show im Gop-Varietétheater über. Es ist der zweite Teil von „Lafoli“ im Sinne von „La folie“ („Der Wahnsinn“) aus dem Jahr 2008. Jetzt verspricht der Clown Anthony Venisse „Plüfoli“ (von „Plus folies“) mehr Wahnsinn. Der 37-jährige Franzose hält Wort und inszenierte, mit sich selbst im Zentrum, eine fantastische Show, in der die clownesken Anteile überwiegen.
Partnerin ist seine Schwester Amélie Venisse, die noch größer ist als der schlacksige große Bruder. Mit stets vorwurfsvoll geschürztem Schmollmund und ihrem monströsen Akkordeon stakst sie über die Bühne und staunt wunderbar komisch über das, was ihr dort geschieht. In diesem expressionistisch schrägen Zimmer neigt etwa das Sofa dazu, Clowns zu verschlucken.
Zum Glück spuckt der Kleiderschrank sie wieder aus. Dann steigt die Kanadierin Anna Ward aus dem Bilderrahmen zu einer temperamentvollen Trapeznummer und die Equilibristik-Artistin Jeanne Durand-Raucher macht einen Guglhupf zum Sportgerät. Absolut spektakulär sind die Darbietungen von Quatuor Stomp, einer vierköpfigen Truppe aus Kanada. Immer mehr legen sie an Tempo zu und können ihre Akrobatik sogar als hypermotorischen Slapstick-Spaß. Den passenden Soundtrack liefern die Cousins Germains. Das Duo spielt hauptsächlich Tuba und Saxophon, beherrscht aber auch die Elektronik und allerlei Gerät für rhythmische Geräuscherzeugung.
GOP-Varieté, bis 5. 1., Di. bis Do., 20 Uhr, Fr. und Sa. 17.30 und 21.30 Uhr, So. 14.30 und 18.30 Uhr, Karten Tel. 210288444
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