Starke Frauen und Dackelkot: Was das Gärtnerplatztheater plant

Zuerst verkündete die Geschäftsführende Direktorin Inka Albrecht die Erfolgszahlen: Bei 95 Prozent lag die Auslastung des Gärtnerplatztheaters in der vergangenen Saison, im ersten Quartal des neuen Jahres - wohl auch dank "Les Misérables" - sogar bei 98 Prozent. Und wenn man die teilweise sichtbehinderten Stehplätze abzieht, steigt sie sogar noch um ein Prozent. Auch die Durchmischung des Publikums gilt als gut: Der Anteil jugendlicher Besucher liegt bei 19 Prozent.
Die kommende Spielzeit beginnt mit einer Vorstellung der "Zauberflöte" und einem Tag der offenen Tür. Als erste Premiere der Spielzeit inszeniert Herbert Föttinger Bizets "Carmen" neu. Gesungen wird auf Französisch, die erneuerten Dialoge schreiben - ebenfalls auf Französisch - zwei Österreicherinnen. Chefdirigent Rubén Dubrowsky steht am Pult. Premiere ist am 18. Oktober.

Viel Tanz in "Alcina"
Adam Cooper (Regie) und der ehemalige Chefdirigent Anthony Bramall bringen am 19. November "Die Piraten von Penzance" des britischen Operettenduos Gilbert & Sullivan heraus. Am 31. Januar folgt Händels "Alcina" mit Rubén Dubrovsky (Musikalische Leitung) und Magdalena Fuchsberger (Inszenierung). Köpplinger und sein Tanzchef Karl Alfred Schreiner betonten, dass die Aufführung außerdem als "halber Ballettabend" gelte.
Der Hausherr selbst inszeniert anschließend das Travestie-Musical "Ein Käfig voller Narren" von Jerry Herman. Die musikalische Leitung hat Jeff Frohner. Nach der Premiere am 28. Februar kann Köpplinger mehr oder weniger auf dem Regiestuhl sitzenbleiben: Bis zum 10. April inszeniert er die weitgehend vergessene Operette "Waldmeister" von Johann Strauß, die den bekannten Walzer "Trau, schau, wem" enthält. Die von Michael Brandstetter musikalisch einstudierte Aufführung gastiert anschließend bei einem Festival, das Wien dem Walzerkönig zum 200. Geburtstag Wien ausrichtet.
Starke Frauen und Dackelkot
Der Belcanto-Tradition des Hauses huldigt anschließend ein neuer "Liebestrank" von Gaetano Donizetti in der Regie von Dirk Schmeding und der musikalischen Leitung von Michael Balke. Zu Ende geht die Opernspielzeit mit "The Old Man and The Thief" von Giancarlo Menotti und Bizets "Doktor Mirakel" auf der Studiobühne.
Chefdirigent Dubrowsky möchte das Orchester des Gärtnerplatztheaters weiter herausstellen. Er setzt seine Reihe "Die drei B" fort: diesmal mit dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 und den Symphonien Nr. 1 von Beethoven und Brahms. Die beiden anderen Termine stehen in thematischer Beziehung zu den Premieren von "Alcina" und "Don Pasquale".

Das Saisonmotto "Starke Frauen" provozierte eine Frage nach Dirigentinnen und Regisseurinnen. Köpplinger räumte einen gewissen Nachholbedarf ein. Diversität und Gleichstellung sei ihm wichtig, bei Quoten sei er skeptisch. Hier sehe er die künstlerische Freiheit bedroht. Denn primär gehe es ihm um künstlerische Qualität.
Verzeihung im katholischen Bayern
Fragen provozierte auch die einzige echte Ballettpremiere, der Doppelabend "Strawinsky in Paris" mit George Gershwins "An American in Paris" in der Choreografie von Jeroen Verbruggen und Igor Strawinskys "Le sacre du printemps" von Marco Goecke. Der in Hannover gekündige Ballettdirektor ist zuletzt mehr außerkünstlerisch durch eine Dackelkotattacke auf eine "FAZ"-Journalistin aufgefallen. Köpplinger und Schreiner distanzierten sich von dem Vorfall, der auch ein gerichtliches Nachspiel hatte.
Bei Goecke müsse man Werk und Person trennen: Er sei einer der besten deutschen Choreografen. Im katholischen Bayern müsse auch Verzeihung möglich sein. Und dass gleichzeitig das Staatsballett den "Sacre" in der Version von Pina Bausch zeige, sei keine Dopplung, sondern ermögliche interessante Vergleiche.
Infos zur neuen Saison unter gaertnerplatztheater.de