Wahnsinn! Ein Musical mit Schlagern von Wolfgang Petry

Das neue Musical „Wahnsinn“ mit den Hits von Wolfgang Petry kommt ins Deutsche Theater
von  Volker Isfort
Das Musical "Wahnsinn" mit Musik von Wolfgang Petry
Das Musical "Wahnsinn" mit Musik von Wolfgang Petry © Hary Müller

Musical-Weltpremieren in Duisburg gibt es nicht alle Tage, aber für „Wahnsinn“ gab es an einem eiskalten Februartag in diesem Winter keinen besseren Ort: Unglamourös, authentisch – so wie Wolfgang Petry, dessen Hits die Grundlage für den Musicalspaß liefern, der nun ins Deutsche Theater kommt.

Auch wenn das Musical im Ruhrgebiet spielt, bevor die Darsteller sich in einem fiktiven Handlungsort treffen, die Macher dieses Stücks sind in München wahrlich keine Unbekannten. Regisseur Gil Mehmert hat in München zwanzig Jahre lang Erfolge gefeiert – von „I hired a contract Killer“ im Metropoltheater bis zuletzt „Hair“ und „Priscilla“ im Gärtnerplatztheater. Die beiden Autoren Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth waren drei Jahre lang für das Singspiel am Nockherberg verantwortlich und sind in der Musicalwelt mit „Heiße Ecke“, „Der Schuh des Manitu“ und „Das Wunder von Bern“ eingeschlagen.

Ruhrpott-Gefühl

Dennoch war Mehmert „etwas irritiert“, als ihn Lingnau für das „Wahnsinn!“-Projekt begeistern wollte. „Meine Kenntnisse über Wolfgang Petrys Songbook waren gering“, sagt Mehmert. Doch dann hörte er sich hinein und stellte fest: „Petrys Werk ist völlig uneitel, authentisch, bodenständig und ganz nah bei den Menschen. Und das berührt mich sehr.“

Mehmert, der inzwischen wieder im Ruhrgebiet lebt, in dessen Randregion er vor 53 Jahren geboren wurde, entdeckte noch eine soziale Komponente, die für ihn wichtig ist. „Ich habe als Student, in der Münchner Theaterwelt oder jetzt als Professor an der Folkwang-Schule nur mit Studierten zu tun. Petrys Welt ist dagegen eine Realschülerwelt. Das ist nicht der Arzt, für den er singt, sondern die Sprechstundenhilfe. Aber das ist natürlich auch der viel größere Teil der Bevölkerung, den er anspricht.“ Schnell war den Machern klar, dass sie keine Schlager-Revue inszenieren oder die Lebensgeschichte von Wolfgang Petry auf die Bühne stellen wollten.

Bumsschuppen-Entertainment

Sie entwickelten ausgehend von den Liedtexten eine Geschichte: „Wir haben uns überlegt, was für einen Kosmos die Songs haben und was für Figuren die Besungenen im realen Leben sein könnten.“

Und da in Petrys Texten oft die Frau weg und der Kühlschrank leer ist, sind in diesem Musical die Kerle klar auf der schwächeren Seite. Was aber nur vordergründig nach Jammerei klingt, die drei Macher sind ja schließlich Unterhaltungsprofis. „Normalerweise sagt man beim Musical, ,die Show ist der Star, alle Darsteller sind austauschbar, aber hier geht es nicht“, sagt Mehmert. „Das Stück wurde mit diesen Darstellern entwickelt, damit es auf der Bühne menschelt.“

Zum Mitsingen

So erzählt „Wahnsinn!“ die Geschichte von vier Pärchen, die sich verliebt, verloren und teils vergessen haben, sich aber auch verzeihen können. Das Ganze eingebettet in eine rasante Inszenierung mit schnellen Szenenwechseln und ausgeprägtem Sinn für absurde Komik.

„Ich mache seit 20 Jahren Bumsschuppen-Entertainment auf der Reeperbahn im Schmidts Tivoli“, sagt Martin Lingnau. „Die Arbeit an ,Wahnsinn!’ ist mir viel leichter gefallen als die drei Jahre am Nockherberg, denn für das Singspiel musste ich mich doch immer in die mir unbekannte bayerische Politik einarbeiten.“

Die Sorge, dass Petry-Fans die ungewöhnliche Umgestaltung einiger Hits irritieren könnte, hat sich nach den Duisburger Vorpremieren schon als haltlos erwiesen. Lindgau beschreibt seine Intention so: „Man setzt die Leute in den Bus und bringt sie ganz woanders hin.“ Ganz so weit weg vom Konzertbesuch, ist das Theatererlebnis aber doch nicht, denn natürlich bleibt „Wahnsinn!“ auch ein Musical zum Mitsingen. 

Deutsches Theater, Schwanthalerstr. 13, 16. Mai bis 3. Juni, Tickets ab 36 Euro

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