Wagners "Rheingold" in Aldersbach

Kulturwald-Festival: Wagners "Rheingold" in Aldersbach und Intendant Thomas E. Bauer singt selbst den Wotan
Christa Sigg |
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Der Bariton Thomas E. Bauer hat maßgeblich dafür gesorgt, dass Blaibach einen Konzertsaal bekommt.
Marco Borggreve 2 Der Bariton Thomas E. Bauer hat maßgeblich dafür gesorgt, dass Blaibach einen Konzertsaal bekommt.
Der Bariton Thomas E. Bauer hat maßgeblich dafür gesorgt, dass Blaibach einen Konzertsaal bekommt.
Marco Borggreve 2 Der Bariton Thomas E. Bauer hat maßgeblich dafür gesorgt, dass Blaibach einen Konzertsaal bekommt.

Der Rhein ist ein gewaltiger Fluss. Da kann die junge Donau nicht mithalten. Erst recht nicht die Vils. Aber hat das jemals einen Regisseur interessiert, wenn er Wagners „Rheingold“ inszenieren wollte?

Fürs Wassergeplantsche der Rheintöchter genügt in Bayreuth ein abgewrackter Swimmingpool. Herbert Wernicke steckte die neckischen Damen in München sogar ins Aquarium. Insofern ist der Teich vor dem Kloster Aldersbach geradezu luxuriös. Thomas E. Bauer hat das beschauliche Gewässer seit Jahren im Visier.

Es brauchte nur noch eine stattliche Bühne, um endlich eine Oper anpacken zu können. Der Intendant des „Kulturwald“-Festivals verdient sein Geld als Sänger, und dass es zwischendurch ein bissl mehr sein darf als ein Liederabend, kann man verstehen.

Hürden sind da, um genommen zu werden. Das hat der netzwerkende Kultur-Initiator mehrfach gezeigt, sein bejubelter Konzertsaal im vor sich hindümpelnden Blaibach zwischen Bad Kötzting und Miltach ist der sichtbare Beweis. Allerdings reicht die schräg in den Boden eingelassene Schuhschachtel aus Granitschotterbeton nicht aus für Wagners vierteiliges Weltendrama. Dafür kann man hier wunderbar proben.

Während sich im Foyer Kostümbildnerin Katja Krannich mit ihren dicht behängten Kleiderständern ausgebreitet hat, verteilen sich drinnen Götter, Riesen und Zwerge. Wer wo zu stehen hat, ergibt sich eigentlich aus dem Plot, und sowieso lässt Bauer seinen Leuten Freiheiten. Als Regisseur will er sich eh nicht verstanden wissen, das müsse man richtig lernen. Deshalb spricht der 46-Jährige lieber von einer „szenischen Installation“. Was immer man mit diesem Begriff anfangen mag.

Licht und Farbmagier Lillevan verzaubert Klostermauern

„Obwohl wir ziemlich nahe am Publikum sind, wird auf der Seebühne nicht jede Handdrehung zu sehen sein. Da kommt es vielmehr auf die Gesamtwirkung an“, erklärt er und setzt dabei vor allem auf den Licht- und Farbmagier Lillevan. Der Video- und Medienkünstler aus Berlin hört sich seit Monaten durch „Ring“-Aufnahmen, mittlerweile kennt er Dutzende Inszenierungen. Doch das kickt bei ihm nur die Fantasie an. Denn was Lillevan am Wochenende auf den Mauern der ehemaligen Zisterzienserabtei aufleuchten lässt, sind Stimmungen, Impressionen. Kurz: Die zur Musik passende Atmosphäre. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Deshalb verfolgt der experimentierfreudige Bildkomponist jedes Detail. Wenn die Riesen – Fasolt Christian Hübner braucht keine Plateausohlen – mit Freia ins Geschehen rumpeln, muss klar sein, dass es die beiden ernst meinen mit ihren Lohnforderungen. Schließlich haben sich die kraftstrotzenden Brüder mächtig abgerackert, um Bauherren Wotan ein würdiges Walhall hinzustellen. Der windet sich, und man spürt, dass sich Bauer mit einigem Vergnügen in die Rolle des Chefgotts wirft. Sein dunkler Bariton grollt, drohend stößt er den Speer in die Luft, und muss grinsen. Komisch ist das schon zwischen den Metallstühlchen im Proberaum. Doch draußen im nächtlichen Aldersbach wird ihn Lillevan sicher mit dem nötigen Pathos umspülen.

100 Musiker des Beethoven Academy Orchestra Krakau machen Wagner

Und dann werkeln unter der Leitung von Andreas Spering ja noch fast 100 Musiker des Beethoven Academy Orchesters Krakau am vollen Wagner-Klang. Wenn schon Wagner, dann mit allem Pipapo. Denn etwas bewegen kann man nur, wenn man glänzt. Das hat Thomas E. Bauer Salzburgs ehemaliger Festspielintendant Alexander Pereira vor Jahren mit auf den Weg gegeben. Und in Aldersbach geht das allemal besser, als in Deggendorf.

Dort war eine Zeitlang das etwas spröde Hochschulgelände als Aufführungsort im Gespräch. Aber nun, wo die Landesausstellung „Bier in Bayern“ auch das Errichten einer Freilichtbühne ermöglicht hat, geht die alte Rechnung doch auf. Auf gut 20 Metern Breite kann man wirkungsvolles Musiktheater aufführen. Für die speziellen Effekte sorgen außerdem Baumaschinen und Kräne – die örtliche Industrie sitzt tapfer mit im „Kulturwald“-Boot. Und eine kleine Referenz an das Künstlerkollektiv La Fura dels Baus darf schon sein. Die Katalanen wollte Bauer ursprünglich mal fürs „Rheingold“ verpflichten.

Auch in der Klosterkirche wäre es nicht schlecht - bei Regen!

Jetzt muss nur noch das Wetter mittun. Es reicht, wenn die Rheintöchter und Alberich beim „Kulturwald“-Auftakt Baden gehen. Wobei das germanische Götterspektakel auch innen in der Klosterkirche seinen ganz speziellen Reiz haben dürfte.

„Rheingold“ am 12., 13., 14. August, 20 Uhr, Seebühne Aldersbach , 45/55 Euro, % 0991/ 38 31 98 11 oder 09941/ 94 95 065, www.kulturwald.de

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