Von der höheren Mathematik des Machismo

In Assous’ „Illusionen einer Ehe” am Teamtheater Tankstelle blitzen clevere Dialoge
von  Mathias Hejny

Wie viele waren es? Die Gattin weiß, dass ihr Schatz fremd geht, und nun will sie nur noch eine Zahl wissen. In den folgenden Verhandlungen erreicht er immerhin gegenseitige Offenheit. War auch sie immer treu? Gegen Ende des ersten Akts ist das Ergebnis eindeutig: Zwölf zu eins für ihn. Aber ist eine neunmonatige Affäre einer Frau nicht viel verwerflicher als ein Dutzend erotische Abenteuer des Mannes? Da wird auch dem männlichen Zuschauer angesichts höherer Mathematik des Machismo etwas flau.

„Illusionen einer Ehe” von Eric Assous ist eine Hälfte eines Doppelprojekts des Teamtheaters Tankstelle. Auf der gleichen Bühne der Ausstatterin Monika Staykova wird ab 9. November die Originalfassung durch die Pariser Theatertruppe Antéros in französischer Sprache aufgeführt. Die zur Premiere heftig beklatschte deutschsprachige Fassung inszenierte Oliver Zimmer, der sich während der letzten Zeit zum Hausregisseur für gallisches Boulevard entwickelt hat. Völlig unangestrengt lässt er in abstraktem Bühnenbild auf und zwischen grünen Sitzwürfeln die cleveren Dialoge blitzen.

Irene Rovan spielt die multipel betrogene Ehefrau Jeanne mit Stil und Eleganz und nicht ohne Erotik. Dass der notorische Weiberheld Maxime einst der schönen und klugen Frau verfiel, überrascht nicht. Philipp Weiche lässt seine Sprüche, die vom Feminismus der letzten Jahrzehnte unbeeindruckt sind, mit viel sympathischem Charme klopfen. Ausgerechnet der gemeinsame Freund und etwas verdruckste Claude (Uwe Kosu-beck) gerät in den Verdacht, Jeannes einziger Liebhaber gewesen zu sein. Dann wird aus der Beziehungskomödie ein Krimi entlang der Frage: „Wer war’s?”

Teamtheater Tankstelle, bis 3.11., Mi bis Sa, Tel. 2604333

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