"Vier Stern Stunden" in der Komödie im Bayerischen Hof: Achterbahn der Emotionen

Der Vorhang klemmt, die Tür zum Hotelsaal auch, dann fällt der Ton aus und bald darauf das Licht. Über das Hotel Reichenshoffer scheint die Zeit hinweg gerollt zu sein. Seit Generationen veranstaltet das Kurhotel "Sternstunden", für die Stars zum Talk eingeladen werden. Heute ist der Erfolgsschriftsteller Frederic Trömerbusch zum Interview mit der Kulturjournalistin Mariella Brem anwesend, und das Gespräch zwischen der übermotivierten Fragestellerin und dem verbitterten Romancier wird zum Desaster.
Ausgangslage lässt viele Möglichkeiten offen
Aus dieser Ausgangslage lässt sich ein Gesellschaftsbild ebenso machen wie ein Künstlerdrama als auch eine Komödie. Daniel Glattauer, selbst ein populärer österreichischer Autor ("Gut gegen Nordwind"), hat sich mit "Vier Stern Stunden" all das zugleich vorgenommen. Der im siebten Lebensjahrzehnt stehende Frederic wäre gerne ein Sugardaddy, aber die sehr viel jüngere Lisa will vom älteren Herrn keine wirtschaftliche Sicherheit und gesellschaftlichen Aufstieg, auch keine langen zärtlichen Vorspiele, sondern "banalen Sex".
Ohnehin weiß der Schriftsteller schon lange, dass er Liebe, wie er sie sich vorstellt, nur in den Figuren seiner Romane findet. Der andere frustrierte Mann ist David-Christian Reichenshoffer, der Juniorchef des traditionsreichen Hauses.
Sein Problem ist nicht nur seine Stoiber-Rhetorik bei öffentlichen Auftritten ("Andere Veranstalter würden sich alle zehn Pferde, äh, zehn Hände, äh, alle zehn Finger an den Händen ablecken"), sondern vor allem das schon seit Großvaters Zeiten lastende "Kulturerbe". Glattauer macht den jungen Hotelier zu seinem Sprachrohr, über zopfiges Kulturleben zu lästern.
Komödie mit Happy End
An dem aber hängen Frau Brem wie auch Herr Trömerbusch, während die freche Bloggerin Lisa und der Juniorchef zukunftsfroh an neuen Veranstalungskonzepten basteln. Zum Happyend kehrt das Stück in den sicheren Hafen des Boulevards zurück: Die richtigen Pärchen haben sich gefunden und brechen zum "Nackt-, äh, Nachtspaziergang" in den Kurpark auf. Wenn in der Komödie im Bayerischen Hof aus dem etwas widerspenstigen Stück ein leichtfüßiger Schmunzelerfolg wurde, ist das ein Verdienst des Ensembles unter der Regie von Karl Absenger.
Selbst in ausgedehnten Dialogpassagen, in denen die Kunst und das Leben ausdiskutiert werden, gelingen kleine, feine komödiantische Momente bis hin zum präzise dosierten und sehr komischen Slapstick. Günther Maria Halmer als der Star der Produktion grantelt sich feinsinnig und mit fast schon charmanter Arroganz durch Frederics Übellaunigkeit.
Mit der schickt der alte Mann seine Umgebung auf die Emotionsachterbahn: Janina Hartwig (bis vor Kurzem Nonne in der Serie "Um Himmels Willen") als Mariella, Florian Odendahl (einst Gerichtsmediziner der "Soko München") als Juniorchef und die junge Daria Trenkwalder mit frischem Auftritt als Lisa.
Komödie im Bayerischen Hof, bis 5. Dezember, 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr, Telefon 29161633