Kritik zur "Zauberflöte" der Sarré Musikprojekte: Im Bann von Mozart in der Alten Kongresshalle
Sie ist ein Klassiker der Opernwelt: "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart. Selbst wer nichts mit der Zeile "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen" oder "Der Vogelfänger bin ich ja” anfangen kann, kennt spätestens mit den ersten Tönen die Evergreens der Opernwelt. Am Freitag fand in München nun die Premiere einer ganz besonderen Inszenierung in der Alten Kongresshalle statt. Unter der Gesamtleitung von Verena Sarré und der Regie von Julia Riegel zauberte ein gewaltiges Ensemble die Geschichte um die Königin der Nacht, Tamino, den Vogelfänger Papageno und den Zauberer Sarastro auf die Bühne. Gewaltig nicht nur in der Größe von 60 Darstellern, sondern auch in der Qualität. Dabei bräuchte man gar nicht auf das Alter verweisen. Die Darsteller – allesamt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – schaffen es über mehr als zwei Stunden das Publikum bei Laune und Begeisterung zu halten. Und sicher nicht nur weil bei der Premiere viele Eltern und Freunde im Publikum saßen. Sondern weil hier die Geschichte um den liebestollen Tamino (Jannik Spies bei der Premiere) und die Suche nach seiner Pamina mit einer ganz eigenen Version und beeindruckenden Stimmen auf die Bühne gebracht wurde.

Von den Höhen der Konigin der Nacht bis zu den Tiefen Sarastros
Eben saß Tamino noch auf einem Gamerstuhl in seinem VR-Game in der virtuellen Welt fest, schon findet er sich im nächsten Moment in der Welt der Königin der Nacht wieder und trifft auf seinen Sidekick wider Willen, Papageno. Nach einem Selfie mit dem Bild von Pamina, geht es zusammen auf die Suche nach der Tochter der Königin der Nacht und dem "Typen" Sarastro, der sie gefangen halten soll – der übrigens von Pamina nur als "alter, weiser Mann" abgekanzelt wird. Solche kleinen Einschübe zusammen mit Querverweisen aus der Gamerwelt sind ein dankbares Vehikel um den alten Stoff für junge Zuschauer zugänglich zu machen und auch das Klassikpublikum ein wenig zu herauszufordern.
Ihren Zauber entfaltet die Inszenierung in den beeindruckenden Stimmen-Talenten der Königin der Nacht (Sofia Majstrovic bei der Premiere), Paminas (Luna Morina) und dem Witz Papagenos (gespielt von David Hoogen bei der Premiere) zusammen mit dem stimmgewaltigen Chor und den Musikerinnen und Musikern der Bayerischen Staatstheater unter der Leitung von Liviu Petcu.

Junge Darsteller für ein junges Klassikpublikum
Ein junger Kritiker, der die Oper nun bereits in der dritten Inszenierung gesehen hat, und somit als 6-jähriger Zauberflöten-Fachmann gilt, war in seiner Aufregung nicht zu bremsen. Leicht erhöht rückte er mit dem Ensemble auf der Bühne von links nach rechts und zurück. Mit Blick auf den kleinen Knabenchor, will er jetzt auch auf die Bühne. Der Faktor Vorbildfunktion funktioniert.

In seiner Einfachheit überzeugt auch das Bühnenbild, das mit drei rollbaren Treppenpodesten und großen Projektionen auf einer Videoleinwand auskommt, die Organisation des Umbaus auf der Live-Bühne und der Chor vom ersten Ton an. Selbst als es in der Arie der Königin der Nacht zu einem Räuspern kommt, hat die Aufführung die Sympathien auf ihrer Seite. Die Inszenierung und die Leistung der jungen Darstellerinnen und Darsteller überzeugen einfach in einer selten gesehenen Professionalität. Man kann Verena Sarré, die seit 2004 den Kinderchor am Münchner Gärtnerplatztheater leitet, und ihrem ganzen Team nur gratulieren. Wer Nachwuchsmangel und fehlendes Interesse neuer Generationen an der Klassik beklagt, der sollte unbedingt ein Ticket für die Aufführungen der Sarré Musikprojekte buchen. Alle anderen natürlich auch.
Für die Aufführung am Sonntag um 11 Uhr gibt es noch freie Plätze, für das Finale um 16 Uhr noch Resttickets über München Ticket.
Wer mehr über die Inszenierungen und das Engagement der Sarré Musikprojekte erfahren möchte, wird hier auf der Webseite fündig.