Kritik

Veronika von Quast in "Switzerland"

Die Schauspielerin spielt im Hofspielhaus die Schriftstellerin Patricia Highsmith
von  Mathias Hejny
Veronika von Quast als Patricia Highsmith im Hofspielhaus.  Foto: Michael Klinksik
Veronika von Quast als Patricia Highsmith im Hofspielhaus. Foto: Michael Klinksik

Patricia Highsmith hat sich, gekränkt von der Literaturszene in den USA und einer Bemerkung Norman Mailers, nach Europa zurückgezogen. Ihr Verleger schickt ihr einen Mitarbeiter in ihren "Bunker" in der Schweiz. Die Schriftstellerin im fortgeschrittenen Lebensalter und mit "herausfordernder Persönlichkeit" soll vom jungen und hochmotivierten Büchernerd Edward Ridgeway dazu bewegt werden, einen sechsten Krimi um den zu einer Kultfigur gewordenen Killer Tom Ripley zu schreiben.

Joanna Murray-Smith lässt in ihrem 2014 uraufgeführrten Kammerspiel "Switzerland" Fakten und Fiktion aufeinander prallen, um sie schließlich in einem überraschenden Finale ineinander verschmelzen zu lassen. Die australische Dramatikerin, Kennerin und bekennende Bewunderin der mörderischen Highsmith-Welt, erzählt von den letzten Tagen der Schriftstellerin 1995 im Tessin.

Rausschmisse, Beleidigungen und herzhafte Züge

Der Verlagsangestellte Ridgeway erlebt dort die alte Dame als verbitterte Misanthropin, die mit ihrer rassistischen Abneigung gegen "Schwarze, Schlitzaugen, Juden und Katholiken" kokettiert. Viele Rausschmisse, Beleidigungen und herzhafte Züge aus der Wodkaflasche später setzt sich die Bewunderte tatsächlich noch einmal an die Schreibmaschine, um gemeinsam mit ihrem Besucher eine neue Geschichte um den psychopathischen Tom Ripley zu spinnen.

Veronika von Quast setzt als böse Bestsellerautorin ihren Gang durch die Münchner Off-Theater fort. Zuletzt war die unverändert beliebte Fernsehkomödiantin und Bühnenschauspielerin im Teamtheater als demente Heimbewohnerin zu sehen.

Wenn sie gedurft hätten

Sascha Fersch war seinerzeit sowohl der Autor als auch der Regisseur des tragikomischen Stücks "Dekubitus". Jetzt inszenierte er im Hofspielhaus das Zwei-Personen-Stück um Patricia Highsmith und den "talentierten Mister Ripley", der 1955 den Ruhm der ebenso talentierten Texanerin begründete.

Da kann nichts mehr schief gehen, könnte man meinen, aber erstaunlicherweise tun sich Veronika von Quast und ihr Partner Leon Sandner erkennbat schwer auf der kleinen Bühne, die Peter Schultze karg möblierte. Regisseur Fersch verordnete seinem Duo offenbar auch für die Schauspielerei Minimalismus, der die eigentlich eloquente Boshaftigkeit der Dialoge einbremst und das Spiel unelegant hölzern erscheinen lässt.

Erst der dämonische Showdown lässt ahnen, was die beiden könnten, wenn sie gedurft hätten.

Hofspielhaus, Falkenturmstr. 8 wieder am 27. Januar, 1., 4., 10., 22. Februar, 20 Uhr, Karten unter Telefon 24209333

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